Der Namba Yasaka-Schrein ist wohl einer der ungewöhnlichste anmutende Schreine, den ich während meiner ganzen Besuche in Japan gesehen habe. Doch leider erreichten wir den Schrein ein wenig spät und so standen wir vor verschlossenen Türen. Doch mein Guide hatte eine Idee wie ich doch noch einen Blick vom Schrein erhaschen konnte und so kam ich noch zu einem schönen Ausblick auf die Anlage.

Info über den Schrein …
Der Namba Yasaka Jinja Schrein ist ein traditionsreicher Shintō-Schrein im Stadtteil Namba in Osaka, dessen Geschichte eng mit der spirituellen Entwicklung der Region verbunden ist. Obwohl keine detaillierten historischen Aufzeichnungen über das genaue Gründungsdatum erhalten sind, überliefert die Schreinchronik, dass der Ort seit jeher als „Naniwa Shimo-no-miya“ (難波下の宮) bekannt war und als Ubusunagami – als Schutzgottheit der lokalen Bevölkerung – verehrt wurde.
Bereits in der späten Heian-Zeit, zur Regierungszeit von Kaiser Go-Sanjō (延久年間, 1069–1073), wurde der Schrein weithin als bedeutendes Zentrum der Verehrung des Gozu Tennō (牛頭天王) bekannt – einer Gottheit mit stark buddhistischen Einflüssen, die später mit dem Shintō-Gott Susanoo-no-Mikoto gleichgesetzt wurde. In jener Zeit war der Schrein Teil eines religiösen Systems, das Elemente von Shintō und Buddhismus vermischte, wie es in der Praxis des Shinbutsu-Shūgō (神仏習合) üblich war.
Diese Verbindung zwischen buddhistischen und shintōistischen Elementen endete mit der Meiji-Restauration, als es durch das staatlich verordnete Prinzip der Trennung von Shintō und Buddhismus (Shinbutsu-Bunri) zur Auflösung des angeschlossenen Tempels kam. Im Jahr 1872 (Meiji 5) wurde der Schrein offiziell als Gōsha (郷社), also als Dorfschrein innerhalb der staatlich strukturierten Shintō-Hierarchie, anerkannt.
Das heutige, markante Gesicht des Namba Yasaka-Schreins wird insbesondere durch die monumentale Löwenkopf-Halle (獅子殿, Shishiden) geprägt, die im Jahr 1974 (Shōwa 49) fertiggestellt wurde. Der riesige Löwenkopf – 12 Meter hoch und 11 Meter breit – ist nicht nur ein architektonisches Kuriosum, sondern auch ein mächtiges Symbol: Er soll Unglück vertreiben und Glück, Erfolg und Gesundheit fördern. Besonders bei Schulkindern, Geschäftsleuten und Menschen, die sich Schutz vor negativen Einflüssen erhoffen, ist diese Darstellung sehr beliebt.
Ein Höhepunkt im Jahreskalender des Schreins ist das Ziehtau-Ritual (綱引神事, Tsunahiki Shinji), das jedes Jahr am dritten Sonntag im Januar stattfindet. Dieses Ritual geht auf die Legende zurück, in der Susanoo-no-Mikoto den achtköpfigen Drachen Yamata-no-Orochi besiegte und so die Bevölkerung von Not und Unheil befreite. Das Ritual ist heute als kulturell bedeutende Praxis anerkannt und wurde im Jahr 2001 (Heisei 13) als immaterielles Volkskulturerbe der Stadt Osaka registriert. Die Szene ist auch in klassischen Illustrationen wie der Settsu Meisho Zue (摂津名所図絵) überliefert.
Heute verbindet der Namba Yasaka Jinja in beeindruckender Weise alte Glaubensvorstellungen mit moderner Symbolik und dient sowohl als spiritueller Ort der Einkehr als auch als kulturelle Sehenswürdigkeit mitten im urbanen Osaka. Seine Geschichte, seine Legenden und seine einzigartige Architektur machen ihn zu einem faszinierenden Zeugnis der religiösen und kulturellen Identität Japans.