47. Tag – Donnerstag 10.03.05
Wanganui – Gummistiefel – Burger
Es war schon erstaunlich, dass ich in diesem Urlaub im Grunde keinen Wecker brauchte. Ich schaffte es meist immer von selber zur gewünschten Uhrzeit wach zu werden. Es war zwar eine riskante Sache, hatte aber bislang immer schön geklappt. So auch an diesem Morgen. Schließlich war alles gepackt und ich war bereit in Richtung Rotorua zu fahren. Tony schlief noch und so blieb mir nichts anderes übrig als ihn zu wecken. Schnell machte er sich fertig und die 30 Kilometer lange Fahrt, anfangs durch den Wald und später entlang der Seen rund um Rotorua bis zu Touristeninformation, an der der Bus losfahren sollte, zu beginnen. Als wir ankamen stand der Bus schon bereit und ich konnte sofort mit dem Einchecken beginnen. Die Verabschiedung von Tony war kurz, doch so war er nun mal. Wie schon erwähnt ein Freund großer Worte war er, zumindest mir gegenüber nie gewesen, die ganze Zeit nie gewesen.
Wie üblich bekam ich von der Fahrt nicht all zu viel mit. Doch da ich nicht gefrühstückt hatte, meldete sich alsbald der Hunger und als hätte es jemand gehört, stand die Mittagspause an. Diese fand in einem Ort statt, wenn ich mich richtig entsinne Taihape, in welcher einmal im Jahr ein Gummistiefelweitwurf stattfindet. Aus diesem Grunde hatte nannte man diesen Ort auch Gumboot Town. Selbst unser „Lokal“ hatte sich dieses Themas angenommen. Zum einen fand sich der Gummistiefel im Namen der Lokalität wieder aber darüber hinaus noch in einem anderen Detail. Bestellte man in einem solchen Lokal über Takeaways etwas zum Essen, bekam man zumeist eine Nummer gesagt oder einen Zettel mit dem entsprechendem Aufdruck. Hier bekam man einen kleinen Gummistiefel in die Hand gedrückt und die Bestellung wurde in ihm verstaut. Auf dem Gummistiefel wiederum befand sich die Nummer für die entsprechende Bestellung. Ich bestellte so etwas wie Gumboot Town Burger Special. Er kostete zwar ein schönes Sümmchen und reizte die zur Verfügung stehende Zeit gehörig aus, doch ich bekam einen wirklich leckeren Burger, den ich jedoch nicht so genießen konnte wie ich es gerne getan hätte.
Kurz vor Wanganui hieß es den Bus zu wechseln. Leider war der Anschlussbus so voll, dass ich keine eigene Reihe mehr für mich und meinen Fotorucksack fand. Es fand sich aber auch niemand, der gewillt war etwas Platz zu machen. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich neben einen Kerl zu zwängen, der schon kurze Zeit später zu jammern begann. Nun hatte aber nicht ich, sondern er den Mangel an Platz zu verantworten, denn er nutzte ein ordentliches Stück meines Platzes mit und dies, obwohl es bei seiner Statur absolut nicht nötig gewesen wäre. Er wies mich in einer dazu sehr unhöflichen Art darauf hin, dass in der letzten Reihe noch Plätze frei seien. Ich entgegnete, dass er sich irren müsse, denn dort lägen Tonnen an Gepäck herum. Daraufhin erklärte er lapidar, dass das sein Zeug sei. Mir blieb nicht anderes übrig als das Feld zu räumen und sein Gepäck schön in der Gegend zu verteilen. Ich war mal gespannt wie der seine Sachen wieder zusammen bekomme wollte. Zumindest kam ich auf diese Weise zu einer netten Unterhaltung mit einer Japanerin, die neben mir saß.
In Wanganui angekommen schien war nicht ganz klar wo sich die Herberge befinden sollte. Kurz entschlossen nahm ich ein Taxi und ganze 2.50 Euro später war ich an meiner Unterkunft. Für diesen Betrag hätte sich das Schleppen von rund 3 Kilometern nicht gelohnt. Leider war die Herberge einigermaßen voll und so blieb mir nichts anderes übrig als für diese Nacht vorlieb mit meinem Zelt zu nehmen. Doch für den kommenden Tag gab es ein schickes Zimmer und so schlug ich gleich zu.
Als es an die Klärung von Aktivitäten in Wanganui ging, erfuhr ich, dass der Herbergsbesitzer selber einen Ausflug in das Gebiet des Flusses Whanganui und das dortige Tal anbot. Das war im Prinzip auch das was ich machen sollte und so buchte ich mich gleich für den kommenden Tag ein.
Den restlichen Nachmittag wollte ich nicht ganz verplempert wissen und so machte ich mich auf, um Wanganui zu erkunden. Der Ort war, wie ich ihn in Erinnerung hatte, auch wenn man versucht hatte durch einige Schönheitsreparaturen dem Ort ein ansprechenderes Äußeres zu verpassen. Die soll nicht bedeuten, der Ort sei hässlich, denn überall lassen sich viele kleine hübsche Dinge finden. Ich landete schließlich auf einem kleinen Hügel auf dem sich ein Museum und diverse Denkmäler befanden. Dort setzte ich mich kurz hin und überblickte den Ort und ich meinte, dass Wanganui sicherlich ein netter Platz ist um zu wohnen.
Als ich meinen Rückweg zur Herberge begann, hatte sich der Ort schon fast wieder vollständig geleert, denn die Geschäfte waren fast alle zu und die Gehsteige wurden langsam wieder hochgeklappt. Doch war es auch die Zeit, zu der man vielleicht mal ein Bild von Häusern machen konnte, ohne dass vor ihnen alles gnadenlos zugeparkt war. Nur die Jugendlichen in ihren alten Kisten die sie ansonsten hochgetunt haben fuhren im Ort hin und her. Es war schon etwas nervend wenn ein Auto mit dröhnendem Motor zum fünften Mal an mir vorüber kam. Doch ging es in jedem Ort zu. Der Abend in der Herberge war angenehm unspektakulär. Ich schaute mir Shrek im Fernsehen an, um anschließend im Zelt zu verschwinden.
48. Tag – Freitag 11.03.05
Wanganui – Lecker Essen
Wetter: morgens: bewölkt – tagsüber: bewölkt aber sonnige Abschnitte, warm
Da ich am Vortag zu faul gewesen war bis zum Supermarkt zu laufen, fiel mein Frühstück extrem spärlich aus. Es bestand lediglich aus 2 Tütensuppen. Auch hatte ich nichts was ich mir einstecken konnte, damit ich auf dem Ausflug etwas in den Magen bekäme. Ich war mal gespannt was daraus werden würde.
Die Fahrt begann sehr pünktlich, nämlich 5 Minuten vor 9 Uhr. Ich musste bei dieser Ankündigung grinsen, denn eigentlich sind solche Angaben nicht das Ding der Neuseeländer. Auch der Veranstalter grinste, denn er wusste warum ich etwas amüsiert schaute. Nach kurzer Fahrt erreichten wir eine Anhöhe von der wir einen ersten Blick auf das Tal werden konnten, durch das sich der Whanganui in Jahrtausenden sein Bett gegraben hatte. Es war ein hübsches, nicht sehr enges Tal und der Flussverlauf und der schöne Bewuchs durch Bäume verhieß einen herrlichen Tag.
Von der Anhöhe ging es hinunter ins Tal von wo die Strasse den Windungen des Flusses folgte. Es war wirklich sehr hübsch hier entlang zufahren und den Erzahlungen unsers Fahrers zu lauschen. Auch war ich froh, dass ich vorne im Fahrzeug saß, so dass ich mir keine Sorgen bezüglich aufkommender Reisekrankheit wegen des ewigen Hin und Her und rauf und Runder, machen musste. Der erste bedeutende Halt fand am Koriniti Marae statt. Hier durften wir uns alles ganz genau ansehen und auch nach Herzenslust fotografieren. Die Besonderheit an diesem Marae war für mich, dass es 3 Häuser gab. In zweien waren Betten eingerichtet, damit Leute auch über Nacht mal hier bleiben konnten. Ich für meinen Teil schaute mir alles genau an, während die anderen erst einmal eine kleine Teepause einlegten. Nachdem diese zuende war betrachteten sie auch die Anlage. Doch so rechte Ehrfurcht brachten sie der Anlage nicht entgegen, denn sie führten sich auf wie ungezogene Kinder. Sie lärmten und ignorierten die spirituelle Bedeutung dieses Ortes völlig. Ich war nur froh, dass dies ein Ort war der für Touristen offen stand und man so etwas sicher schon kannte.
Die weitere Fahrt wartete noch mit etlichen Stops auf den Fluss und die herrliche Landschaft auf. Doch gekrönt wurde das ganze durch die Namen der diversen kleinen Orte in diesem Tal: Sie hießen Koriniti – Matahiwi (hieß glaube ich London) – Ranana oder sogar Jerusalem. Besonders Jerusalem erweis sich als besonders malerisch. Leider meinte jemand genau bei unserer Ankunft ein kleines Lagerfeuer machen zu müssen, so eine hässliche Rauchfahne das herrliche Bild störte. Besonders fiel mir die Kirche ins Auge die die Häuser in mitten des Tales überragte. Es war die St. Josephs Church die nicht nur durch ihre äußere schöne Schlichtheit auffiel, sondern auch von innen etwas her machte. Besonders beeidruckend war die Kombination aus Maorikunst und der westlichen Religiösität. In Pipiriki, einem Ort den es heute im Grunde nicht mehr gibt, legten wir unsere Mittagspause ein, bei der ich mich mit ein paar Tropfen kühlen Nasses begnügte. Hier konnten wir andere Leute beobachten, die auf andere Weise den Fluss und die Landschaft zu erfahren suchten. Diese Leute waren mit einem Kanu unterwegs. Eine durchaus übliche Weise den das Gebiet zu erkunden. Auf dem Rückweg hielten wir noch an einer alten Mühle und einem Abfluss, der in einen Berg gegraben worden war, deren Sinn sich mir nicht ganz erschlossen hatte. Wenn ich mich recht entsinne hatte es etwas mit Hochwasser zu tun, doch irgendwie bekomme ich es nicht zusammen.
Die Reize des Ausfluges zu transportieren ist nicht leicht, denn wie soll man die Fahrt durch ein Tal mit einem Fluss drin, bewaldeten Berghängen so beschreiben, dass sich die Landschaft so wiederspiegelt, dass der ortsfremde Leser in sie eintauchen kann. Mir zumindest fällt es schwer den Reiz der Landschaft zu transportieren.
Am frühen Nachmittag war die Fahrt auch schon wieder vorüber und ich bereute es nicht noch tiefer in das Gebiet, z.B. mit einem Boot vorzudringen, denn tiefer im Nationalpark gab es noch mehr zu erkunden. Doch sehr ich es bedauerte, dass die Fahrt schon vorüber war, so sehr knurrte mein Magen. Ich entschloss mich daher im Lokal, welches nur einen Steinwurf entfernt lag mein Abendessen zu mir zu nehmen. Nur hatte das ganze den Nachteil, dass das Lokal jetzt noch geschlossen war und ich auch nicht wusste, wann es aufmachen würde. Angenehmer Weise kam ich mit jemandem ins Gespräch und so verkürzte sich die Wartezeit auf angenehme Weise. Als ich durch das Fenster der Herberge sah, dass das Schild von Geschlossen, auf Geöffnet gedreht wurde, hielt es mich nicht mehr lange, bis ich mich auf machte, um mir ein paar Speisen vorsetzen zu lassen. Als ich die Lokalität betrat, hatte ich als erstes einmal Zweifel an meinem Outfit, doch daran ändern lies sich ohnedies nichts, denn gros andere Schuhe oder Hemden hatte ich nicht dabei. Angenehm fiel mir auf, wie man sich um mich bemühte, das hatte ich in Hawaii doch schmerzlich vermisst. Auch ging es hier sehr ruhig und angenehm zu. Man versuchte mir anfangs den Fisch des Tages schmackhaft zu machen. Doch ich, als der große Fischesser meinte, dass mir nicht der Sinn nach Fisch stünde. Ich wählte stattdessen die Tagessuppe und 5 Sorten Ente. Man versicherte mir, dass es eine gute Wahl sei und in diesem Glauben erwartete ich meine Speisen. Es dauerte auch nicht lange, bis meine Suppe serviert wurde. Es war eine Suppe mit einer Basis aus Mais. Was nun genau drin war, war auch egal, die Suppe schmeckte und das war für mich die Hauptsache. Auf den Hauptgang brauchte ich auch nicht lange zu warten. Die Entenstücke waren sehr hübsch auf dem Teller angerichtet und so bekam ich schon beim Anblick noch mehr Hunger. Wie sich herausstellte war das Fleisch herrlich zart und sehr angenehm gewürzt. Die Sauce hatte eine sirupähnliche Konsistenz, doch geschmacklich konnte ich sie nicht zuordnen, denn sie wies durchaus unterschiedliche Geschacks-Nuancen auf. Ich war fast schon traurig, als ich mein Mahl beendete. Doch die Geschmacksexplosionen vollzogen sich noch immer in meinem Mund und vollständig gesättigt fühlte ich mich darüber hinaus auch. Als mir anschließend für Getränke und Speisen nur 20 Euro abgenommen wurden, war das Mahl wirklich perfekt.
Der weitere Abend verlief dann weniger erfolgreich. Ich versuchte nämlich in dem Ort (Paraparaumu), von dem mein Ausflug nach Kapiti Island erfolgen sollte noch eine Unterkunft zu bekommen. Doch es wurde ein unmögliches Unterfangen. Alles war für das Wochenende voll. Die Ursache war schnell gefunden. Obwohl Paraparaumu ein kleiner Ort war, so war er beliebt bei den Wochenendausflüglern und derer gibt es in Neuseeland wirklich reichlich. Denn wird es Wochenende, zieht es den Neuseeländer hinaus, raus aus der Stadt. Mir blieb nichts anderes übrig, als erst einmal auf gut Glück loszufahren und zu hoffen noch etwas zu bekommen, oder sich schon jetzt langsam mit dem Gedanken abzufinden, dass man vielleicht auf eine teurere Übernachtungsmöglichkeit zurückgreifen müsse.
Ach ja, für diese Nacht war ich vom Zelt in ein Einzelzimmer umgesiedelt, denn 16 Euro für den Raum schien mir ein schöner Preis dafür, dass ich das Bett und die 4 Wände um mich für mich alleine hatte. Zudem konnte ich nun schon alles so weit packen, dass sich der Arbeitsaufwand für den kommenden Morgen in Grenzen hielt. Ferner war es möglich alle Batterien zu laden und alle Datensicherungen durchzuführen. Die Vorteile waren wirklich vielfältig.