Ebenso wie in Kyoto stellte sich mir mittlerweile in Osaka ebenfalls die Frage, welchen Ort sich lohne aufzusuchen, denn die offensichtlichen Sehenswürdigkeiten hatte ich schon besucht. So brauchte ich Insider Tipps. Zu meinem großen Glück, erklärte sich mein ehrenamtlicher Guide vom vergangenen Jahr erneut bereit, mich zu begleiten und er hatte auch die wunderbare Idee den Berg Kongo zu besuchen.
Schlagwort: wandern
Japan (2017) – Osaka – Minoo 01-02 – Der Park
Ich freute mich schon sehr auf den Ausflug im Minoo Park, doch fast wäre dieser Ausflug an mir und meiner Verwirrung des Japanischen Zugsystems gescheitert.
Auch für den Osaka Ausflug und den Minoo Park hatte sich die Möglichkeit ergeben, einen ehrenamtlichen Führer zur Seite gestellt zu bekommen (Osaka SGG Club). Dieser Umstand machte mich mehr als glücklich und ich fühlte mich dadurch in die Lage versetzt einen weiteren Tag genießen zu können.
Japan (2017) – Kyoto – Der Berg Kurama (鞍馬山)
Ich habe Kyoto schon einige Male besucht und alle Besuche waren etwas ganz besonderes und spannend. Doch dieser Ausflug auf den Berg Kurama war ein besonders schöner Einblick in die Schätze dieser Stadt. Besonders gefiel mir die Harmonie aus Natur und Religion und die in die Landschaft eingebetteten Gebäude. Doch der Reihe nach.
Norwegen – … und ich staunte noch immer – Royales Frühstück
Geschichte vorlesen lassen …
Es war mein letzter Urlaub in Norwegen und das letzte Mal, dass ich mit einem Interrail Fahrschein fahren durfte, denn mein 27. Geburtstag stand in diesem Jahr an.
Aus diesem Grunde hatte ich mich dazu entschlossen nicht auf direktem Wege nach Norwegen zu fahren, sondern die Möglichkeiten des Interrail Fahrscheins ordentlich auszunutzen und die anderen skandinavischen Länder in meine Reise einzubeziehen.
So ging ich zu Beginn mit dem Zug von Deutschland nach Stockholm. Dort gab es einen mehrstündigen Aufenthalt, den ich für eine kleine Stadterkundung nutzte. Danach ging es weiter in Richtung Norden, bis die Grenze nach Finnland erreicht war. Hier ging es mit einer Bummelbahn über die Grenze und schließlich wieder weiter in Richtung Norden. nach etwa 70 Stunden Fahrt gönnte ich mir eine Unterbrechung der Fahrt und startete eine Wanderung in den finnischen Wäldern. Nach diesem Ausflug in die Natur ging es rasch weiter nach Norden, hinein nach Schweden bis ich schließlich Kirkenes an der Norwegisch-Russischen Grenze erreichte.
Um nach dieser langen Anreise wieder zu Kräften zu kommen und mich auf meine Hauptwanderung in Norwegen vorzubereiten, wollte ich mir eine gemütliche Fahrt mit dem Postschiff gönnen, welche den Süden Norwegens mit dem Norden verband. Erfreulicherweise erreichte jeden Tag eines der 12 Schiffe der Hurtigruten Flotte die Häfen auf der gesamten Strecke. So war es kein Problem eines der Schiffe zu erreichen und die Fahrt antreten zu können.
Leider stellte sich heraus, dass das bestiegene Schiff zur neueren Generation der Schiffe gehörte und diese waren mir zu nah an einem Kreuzfahrtschiff. Ich wollte lieber noch eines der alten Baureihe verwenden.
Nach kurzer Recherche erfuhr ich, dass das nächste Schiff nach diesem genau meine Wünsche erfüllte. So blieb ich gerade einmal bis zum nächsten Anlege Hafen an Bord, um dann auf mein Wunschschiff zu warten.
So konnte ich mich zwar auf die weitere Fahrt freuen, doch stellte die Unterbringung für die kommende Nacht ein Problem dar. Ich hatte nicht die Absicht in einem Hotel oder ähnlichem zu nächtigen, doch auch der örtliche Zeltplatz war für mich zu Fuß nicht wirklich erreichbar. So suchte ich mir einfach eine Stelle in der Nähe des Ortes, an der ich mich traute mein Zelt aufzubauen.
Sicherlich hätte ich, wenn ich gefragt hätte ganz offiziell irgendwo zelten können, doch war ich etwas scheu zu fragen und so baute ich mein Zelt so in einer Mulde auf, dass es von nirgends gesehen werden konnte.
Nach meinem 24stündigen Aufenthalt ging die Fahrt weiter und ich genoss sie, denn ich konnte sie mit genau dem Schiff fortsetzen, welches ich mir gewünscht hatte. Nun, ich gebe zu, einen kleinen Nachteil hatte das ganze. Das Wetter wurde zusehends schlechter und rauer und so wurde dieses Schiff ordentlich von den Elementen hin und her geschüttelt, denn einen ausgefeilten Wellenstabilisator gab es halt nicht. Also hieß es Tabletten schlucken und das schlechte Wetter genießen.
Nach drei Tagen Fahrt, verließ ich das Schiff in Bodø, eine Stadt weit oberhalb des Polarkreises und Ausgangspunkt meiner Wanderung im Saltfjellet.
Die Zeit in Bodø war damit angefüllt, die mehrtägige Tour durch das Hochland, vorzubereiten. So holte ich mir den Schlüssel für Hütten, bezahlte meine Mitgliedschaft (obligatorisch) im norwegischen Wanderverein (DNT) und ging zur Post um mein Verpflegungspaket abzuholen.
Ich hatte mir aus Deutschland postlagernd ein Paket mit Energieriegeln, Mineraldrinks und anderen notwendigen Lebensmitteln zugesendet, um genau das zur Verfügung zu haben, was mir für meine Tour an Nahrung vorschwebte. Zudem ließ sich dadurch einiges an Geld sparen.
Leider musste ich feststellen, dass sich der Zoll an meinem Paket vergangen hatte, was grundsätzlich wirklich in Ordnung war, denn was konnten meine Getränkepulver denn auch noch alles andere sein, als etwas zum Trinken. Doch hatte man sich beim Verschließen der Verpackungen nicht wirklich viel Mühe gegeben, und so herrschte eine herrliche Sauerei im Paket. Dennoch blieb noch genügend zum Verzehr übrig, was mich etwas versöhnte.
Zum Wanderweg ging es via Bus. Auf dieser Fahrt lernte ich Peter kennen. Einen Schweizer der hier in Norwegen arbeitete. Er wollte die selbe Strecke laufen wie ich und so fragte er, als wir schließlich die Endhaltestelle erreicht hatten, ob wir nicht zusammen wandern sollten.
Ich erklärte ihm, dass ich wahrlich nicht der schnellste Geher sei und er sich meinem Tempo anpassen müsse. Dies war für ihn aber kein Problem und so begann ich den Ausflug ins Fjell mit ihm.
Der Bus hatte uns nicht wirklich in der Nähe des Wanderweges in die Landschaft entlassen, sondern es stand uns noch ein ordentliches Stück Weg auf einer Zufahrtsstraße bevor. Dies war nicht so verlockend und so war ich um so glücklicher, als es Peter gelang eine Mitfahrgelegenheit für die nächsten Kilometer zu ergattern.
Auf diese Weise näherten wir uns wirklich zügig dem Beginn des Wanderweges und jener Hütte, in der wir die folgende Nacht verbringen wollten. Wir mussten bis zur Hütte zwar noch ein klein wenig Laufen, doch dies war ein angenehmes Stück Weg durch die unberührte Natur Norwegens.
Bei der Hütte angelangt, freuten wir uns schon auf eine schöne Unterkunft, ein schickes Bett und leckeres Essen. Doch bevor wir dies in Anspruch nehmen konnten, hieß es die Hütten Tür aufzuschließen. Dies erwies sich aber als schwierig, denn weder der Hüttenschlüssel von Peter noch der meinige passte auf das Schloss und so standen wir etwas verdutzt vor der verschlossenen Hütte und begannen zu grübeln wie wir die Nacht verleben wollten.
Ich hatte eine Folie mitgenommen, um zur Not in der Natur ein Notbiwak errichten zu können, dass ich diese aber schon so früh zu Beginn meiner Tour benötigen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Sie war aber unsere einzige Möglichkeit, um mit einem Dach über dem Kopf die Nacht verleben zu können.
Wir hatten gerade unsere Notunterkunft bezogen und dachten über unser Mahl nach, als andere Wanderer bei der Hütte eintrafen. Ihr Schlüssel passte und so bekamen auch wir Zutritt in die Hütte. Nun stellte sich auch heraus, dass diese Hütte zu einem anderen Wandergebiet gehörte und somit ein anderer Schlüssel zu verwenden war. Dass man uns darauf nicht aufmerksam gemacht hatte, als wir unsere Schlüssel in Empfang genommen hatten, war schon ein wenig ärgerlich, doch nun waren wir eigentlich nur froh, dass wir für diese Nacht eine schöne Unterkunft zur Verfügung hatten. Der erste richtige Wandertag verlief wirklich gut. Wir hatten schönes Wetter und Peter fand den Wanderweg, trotz mangelhafter Markierung fast wie im Schlaf und so konnte ich mich ganz auf die grandiose Landschaft konzentrieren und brauchte ihm nur hinterher zu trotten.
Es war gerade die Zeit der Moltebeere und so konnten wir ab und zu die Wanderung unterbrechen und genossen diese besondere Leckerei.
Als wir am Abend unsere Hütte erreichten war ich so fertig, dass ich kaum mehr laufen konnte. Peter hingegen war durch diese kurze 8stündige Tagesetappe überhaupt nicht ausgelastet und wusste fast nicht wohin mit der verbliebenen Energie. Ich selber schielte nur auf das Bett und die Möglichkeit schnellst möglich nach dem Abendessen im Schlafsack zu verschwinden.
Bevor wir am nächsten Tag unsere Tour fortsetzten wurde die Hütte ordentlich geputzt und sie blitzte wie neu als wir schließlich aufbrachen. Doch so hatten wir die Unterkunft auch vorgefunden und so war es selbstverständlich dem nächsten Wanderer ein sauberes Heim für die Nacht und genügend trockenes Holz zu hinterlassen. Dieses Selbstverständnis bei der Nutzung dieser Hütten gefiel mir ausgesprochen gut.
Am dritten Abend erreichten wir eine der schönsten Hütten, die ich bislang in Norwegen aufgesucht hatte. Sie war außerordentlich luxuriös und ansprechend eingerichtet. In der Küche entdeckten wir zudem einen Karton mit, in Norwegen, teuren Lebensmitteln. Peter meinte daraufhin, dass hier etwas nicht stimmen würde. Aus Spaß meinte er noch, dass wir in der falschen Hütte seien. Dies stimmte zwar nicht, doch war dieser Karton schon sehr mysteriös.
So mysteriös diese Box auch war, auf unseren Aufenthalt hatte keine Auswirkung, denn wir mussten mit dem Essen auskommen, welches wir mit uns führten. So hockten wir schließlich in der Küche und philosophierten was wir uns an diesem Abend zubereiten wollten.
Während es hin und her ging, sah ich eine Gruppe von Menschen am Hüttenfenster vorüber kommen und es war klar, wir würden in dieser Nacht die Unterkunft teilen müssen, dennoch war aktuell unser Verpflegungsproblem vorrangig.
Schließlich betrat ein älterer Mann die Hütte. Er kam auf direktem Wege zu uns und meinte nur: „Benehmen sie sich bitte ganz normal, denn jetzt kommt der norwegische König und Königin.“
Wir schauten uns etwas ungläubig an, doch schon etwas später betraten tatsächlich der König und die Königin die Hütte. Ich gebe zu, wir waren über dieses Zusammentreffen mehr als verdutzt, wussten nun aber warum der Karton mit den leckeren Lebensmitteln in der Hütte deponiert worden war.
Kurze Zeit später, nachdem wir wirklich realisiert hatten, mit wem wir in dieser Nacht die Hütte teilen würden, kamen wir überein, die Gruppe in Ruhe zu lassen, denn wir waren der Ansicht, dass sie bestimmt froh währen, wenn wir uns nicht auf sie Stürzen und irgendwelche Erinnerungsphotos oder ähnliches einzufordern. Öffentlichkeit hatten sie bestimmt genügend und so hätten sie hier ihre Ruhe.
Etwas später kam der ältere Mann erneut und bat uns, ob wir nicht in einen Raum außerhalb der Hütte ziehen würden. Peter und mir war es egal und so packten wir unsere Sachen. Als der König dies sah, fragte er, was wir da machen. Wir erklärten ihm, dass wir gebeten worden waren umzuziehen. Er meinte daraufhin jedoch nur, dass dies wegen ihm nicht nötig sei, denn wir würden uns schließlich diese Hütte teilen.
Trotzdem zogen wir um.
Am nächsten Morgen schliefen wir länger, denn wir wollten die Küche nicht mit den anderen teilen und unserem Vorsatz sie in Ruhe zu lassen treu bleiben.
Wir lagen also noch in unseren Schlafsäcken, als es an der Tür zu unserem Raum klopfte. Peter stand, nur mit Unterhose begleitet auf und öffnete die Tür und er staunte nicht schlecht als nun der König vor ihm stand.
Ob es einem der Beiden peinlich war konnte ich nicht feststellen, zumindest erkundigte sich der König, ob wir schon gefrühstückt hätten. Wir verneinten und erklärten, dass wir nur noch unsere Reste verzehren würden, um dann außerhalb des Wandergebietes Nachschub zu besorgen.
Der König meinte nur, wir sollten uns keine Sorgen wegen des Essens machen und einfach in die Hütte kommen.
Wir warteten noch, bis die Gruppe die Hütte verlassen hatte, um dann in Ruhe in der Küche zu gehen. Dort wollten wir unsere Nahrungsreste zu einem einigermaßen ordentlichen Frühstück kombinieren.
Damit beschäftigt, was wir zusammenstellen würden, betraten wir die Hütte und staunten wirklich nicht schlecht, als wir den Esstisch sahen. Dieser war wie in einem Hotel gedeckt und allerlei Leckereien waren auf ihm drapiert. Sogar die Tomaten waren geschnitten. Wir brauchten uns nur hin zu setzen und konnten uns ein mehr als reichhaltiges Mahl schmecken lassen.
Natürlich waren die Lebensmittel nur vom feinsten und schmeckten hervorragent. Doch selbst wenn nicht, solch ein royales Essen angeboten zu bekommen, machte es zu einem besonderen Erlebnis.
Das Thema Essen spielte im weiteren Verlauf dieses Tages erneut eine Rolle, denn unsere Vorräte gingen zur Neige und es war dringend angesagt dies zu ändern. Glücklicherweise hatten wir die Möglichkeit, an einem Zeltplatz mit angeschlossenem Supermarkt vorbei zu kommen, der nur eine kurze Strecke Weges von unserer Hütte entfernt lag. So konnte dieses Problem relativ schnell behoben werden. Es bedeutete lediglich, dass ich schon von früh am Tag das mehr an Gewicht durch die Gegend zu tragen hatte.
Als wir den Zeltplatz verließen, schloss sich uns ein Hund an. Wir versuchten ihn zwar davon zu überzeugen, dass er uns nicht weiter folgen sollte, doch machte er keinerlei Anstalten dies zu tun. Als wir immer weiter in die Berge vor stießen, meinte Peter schließlich, er würde den Hund ins Tal zurück bringen. Ich passte derweil auf unser Gepäck auf und kam zu einer angenehmen Pause.
Im weiteren Verlauf unserer heutigen Tour, erreichten wir ein wahrlich großes Geröllfeld und ich musste mich schon arg konzentrieren, um nicht einen Unfall zu produzieren. Doch mit zunehmender Strecke, stieg das Selbstvertrauen in meinen jonglier Künsten.
Diese wurden jedoch schlagartig wieder weggewischt, als wir einen Bach zu überqueren hatten.
Peter hüpfte fröhlich von Stein zu Stein und war rasch auf der anderen Seite des Gewässers angekommen. Ich schaffte etwa die Hälfte des Weges und saß dann unversehens im kalten Bergwasser. Als ich nicht gleich wieder versuchte aus dem Bach zu klettern, meinte Peter, ich solle mein Bad doch auf später verschieben. Dies und die Tatsache, dass das Wasser wirklich kalt war, veranlasste mich zitternd aus dem Bach zu klettern.
Erfreulicherweise war es bis zu unserem Tagesziel nicht mehr all zu weit und so hatte ich die Hoffnung, mich alsbald wieder aufwärmen zu können. Doch als wir die Hütte erreichten, stellten wir fest, dass dort schon 2 Wandere Unterschlupf gefunden hatten. Nun sollte man meinen, dass bei 2 Personen noch genügend Platz vorhanden sein sollte, doch bei dieser Menge war das wohl fühl Kontingent schon erreicht. So schlug Peter vor zur nächsten Hütte zu laufen, die nicht wirklich weit entfernt sein sollte. Es waren dann zwar nur 2 Stunden Weg. Doch als ich am Abend meinen Rucksack auf den Boden der anderen Hütte plumpsen lies, hatte ich rund 13 Stunden Fußmarsch in den Knochen und so beschränkten sich meine Aktivitäten an diesem Abend nur noch auf die Nahrungsaufnahme und das Umsiedeln in meinen Schlafsack.
Selbst am kommenden Tag steckte mir die Anstrengung noch in den Knochen und so entschieden wir uns, es etwas ruhiger angehen zu lassen und lediglich eine kurze Etappe zu laufen. So liefen wir heute gerade mal die 2 Stunden den Weg zurück bis zur am Vortag “verschämten” 2 Personen Hütte.
Ich fand es wirklich schick einmal nicht den gesamten Tag zu laufen, sondern einfach nur die Landschaft zu genießen und dies bei wirklich angenehmen Wetterbedingungen. So ließen sich die Energie Ressourcen auf angenehme Weise wieder auftanken.
Für den folgenden Tag hieß es erneut die Berge zu verlassen und in die Zivilisation zurück zu kehren. Natürlich nutzten wir diese Gelegenheit, um uns erneut mit Lebensmitteln auszustatten. Dieses Mal erstanden wir die wirklich guten Sachen, so dass uns für den Abend ein wahres Schlemmer Mahl ins Haus stand.
Zurück in die Berge kamen wir auf bequeme Art und Weise. Es gab nämlich eine Straße, die das Wandergebiet durchschnitt und so brauchten wir uns nur mit einem Transportmittel mitnehmen zu lassen. Tatsächlich hielt relativ schnell jemand und bot uns an uns mitzunehmen. Es handelte sich um einen Holztransporter. Erst sah es so aus, als müssten wir uns den Platz mit dem Holz teilen, doch zum Glück sollten wir nur unsere Rucksäcke zwischen den Holzstämmen unterbringen. Wir selber durften im Fahrerhaus Platz nehmen.
Als sich der Truck die Serpentinen vom Tal hinauf ins Fjell arbeitet, war ich froh, dass ich das nicht zu laufen brauchte.
In den Bergen angelangt, kletterten wir vom Truck, packten unsere Rucksäcke und die Plastiktüten voller Lebensmitteln und machten uns auf in Richtung Hütte. Von der Straße war es nur rund 1 Kilometer Fußweg und so konnte ich mich schon auf ein frühes leckeres Mahl freuen.
Peter stürmte etwas voraus und ich gebe zu, es sah befremdlich aus jemanden mit Plastiktüten durch die Norwegische Natur stiefeln zu sehen. Doch mehr als über diese Tatsache wunderte ich mich, als er plötzlich stehen blieb, sich umschaute und mir zurief “Nicht schon wieder”.
Ich konnte nicht wirklich etwas mit dieser Aussage anfangen, doch als ich ihn erreichte, sah auch ich was gemeint war. Wir trafen die Royale Wandergruppe erneut und auch diese hatten uns schon entdeckt und winkten uns freudig zu.
Als wir die Hütte schließlich erreichten wurden wir nett begrüßt und eine Frau dieser Gruppe, zog uns gleich zu den Schränken in der Küche, um uns all die Lebensmittel zu übereignen, die sie nicht mehr benötigten, denn sie waren im Begriff diese Unterkunft zu verlassen.
Mehr als über das Essen war ich erfreut, dass wir solch einen positiven Eindruck hinterlassen hatten, und man sich ehrlich freute uns wieder zu treffen. Über andere Wanderer die man in den letzten Tagen getroffen hatte, stöhnte man ein wenig.
Nachdem die Gruppe die Hütte verlassen hatte, bereiteten wir uns in der Hütte aus und wollten einen gemütlichen Nachmittag beginnen. Doch es war Wochenende und diese Hütte lag nah an einer Straße. So kam es, das mehr und mehr Leute auftauchten und sich die Hütte zusehends füllte. Peter wurde es alsbald zu viel und so fragte er mich, ob wir nicht zu einer anderen Hütte gehen sollten. Sie wäre gerade mal den Berg hinunter ins andere Tal. Ich meinte warum nicht und so packten wir und begannen die Wanderung ins Tal.
Da wir für diese Strecke an der Straße entlang liefen, kamen wir wirklich schnell und ohne Probleme vorwärts.
Als wir die andere Hütte erreichten, kamen schnell Zweifel auf, ob unser Vorgehen gut gewesen war. Denn die Hütte war verschlossen und schaute man durch die Fenster, war sie zu sehr als Wohnung eingerichtet anstatt als Wanderhütte. Wir fanden nicht wirklich eine Erklärung dafür und so ging Peter zu einem ganz in der Nähe gelegenen Bauernhof.
Irgendwann rief er mich nach und nun erfuhr auch ich, dass diese Hütte schon vor vielen Jahren verkauft worden war und nicht mehr als Wanderer Hütte zur Verfügung stand. Nun war guter Rat teuer, denn es war mittlerweile schon spät und eine andere Hütte gab es weit und breit nicht. Nur jene oben in den Bergen und für einen Aufstieg war es zu spät.
So blieb uns nichts anderes übrig, als über die Hauptstraße in Richtung Bahnhof zu laufen, was wohl eine Wegstrecke von 60 Kilometer waren. Zu allem Überfluss begann es nun dunkel zu werden und ein leichter Regen setzte auch ein.
Während wir etwas lustlos über die Straße trotteten, begannen über ein Biwak nachzudenken, doch das Gebiet neben der Straße lud auf Grund des dichten Bewuchs und seiner Feuchte nicht wirklich zu einer Nächtigung ein.
Irgendwann gegen Mitternacht kamen Lichter eines Fahrzeugs näher und diese hielten dann auch noch direkt bei uns. Es war eine Bekannte des Bauern, bei dem wir die Information zur Wanderhütte erhalten hatten. Sie hatten mit dem Norwegischen Wanderverein telefoniert und mit ihnen abgesprochen, dass wir im örtlichen Vereinshaus nächtigen dürften und wir das Geld für diese Übernachtung vom Wanderverein zurück bekämen.
So kamen wir auch in dieser Nacht zu einer netten Schlafstätte und konnten wirklich sagen, dass dies ein ereignisreicher Tag gewesen war. Zudem genoss ich die freundliche Unterstützung die uns die Leute hier hatten angedeihen lassen.
Am nächsten Tag beendeten wir unsere Wanderung. Doch hieß es noch immer irgendwie bis zum Bahnhof zu kommen. Wir versuchten es als Tramper, was sich als wirklich schwierig herausstellte. Doch nach rund 6 Std. nahm uns jemand mit und wir erreichten noch bei Tageslicht unser angestrebtes Ziel.
In der Nähe des Bahnhofes gab es eine Wanderhütte und diese Nutzen wir zur Nächtigung, bis wir am kommenden Tag den Zug besteigen wollten. Die Nacht in der Hütte war dann nicht so angenehm. Eine große Gruppe von Schweden hatte sich eingenistet und diese hatten die Schlafräume in Männer und Frauen Unterkünfte aufgeteilt, was dumm war, denn es gab nur eine Frau und die Männer sollten sich in einem Raum stapeln.
Auch wenn ich mich diesem Ansinnen beugte, Peter tat es nicht, denn es gab keine Frauen- oder Männerschlafräume. So musste er sich am kommenden Tag zwar komische Blicke gefallen lassen, doch ihn ließ es kalt.
Ich selber hatte meine Nacht zwar im Schlafraum für Männer begonnen, doch bei 6 Leuten in einem wirklich kleinen Raum und ohne geöffnete Fenster wurde es so warm, dass ich es alsbald nicht mehr aushielt. Ich packte meinen Schlafsack und noch mich auf die Veranda der Hütte zurück und dort schlief ich dann wirklich ausgesprochen angenehm.
Bevor wir den Zug für unsere Fahrt nach Bodø bestiegen, blieb uns noch reichlich Zeit. Diese nutzten wir, um uns in einem, in der Nähe gelegenen Hotel, eine ordentliche Dusche zu gönnen. Diese war zwar zu bezahlen, doch es war es wert, mal wieder warmes Wasser auf der Haut spüren zu dürfen. In diesem Moment stellte sich wirklich ein Glücksgefühl über die Segnungen eines modernen Lebens ein.
Die Zugfahrt zurück nach Bodø war angenehm und mit ihr endete dieser Ausflug in die norwegische Wildnis und auch die Wege von Peter und mir trennten sich. Ich war wirklich etwas wehmütig, denn diese Tour war wirklich schön gewesen. Doch verschwand bald diese Wehmut, denn die schönen positiven Eindrücke dieser Tour schwangen noch lange in mir nach.
Norwegen – … und ich lebe noch – Mein Absturz
Geschichte vorlesen lassen …
Mein erster Urlaub allein führte mich nach Norwegen.
Ich hatte mir ein kleines Tal ausgesucht, welches mich zum größten Fjord Norwegens führen sollte. Es war der Sognefjord und dieser erstreckt sich etwa 200 Kilometer vom Meer ins Landesinnere.
Ich war ohne Halt von Deutschland bis nach Mittel-Norwegen gefahren und obwohl mir die Anreise wirklich in den Knochen steckte, verließ ich voller Tatendrang den Zug, um meine Wanderung zu beginnen.
Die Haltestelle lag oben auf dem Fjell (Hochebene) und somit stand mir ein steiler Abstieg hinunter ins Tal bevor, gefolgt von einer etwa 30 Kilometer langen Wanderung, bis zu meinem Ziel, einem Zeltplatz im Orte Flåm am Aurlandsfjord (Seitenarm des Sognefjord). Doch die Begeisterung endlich in die norwegische Natur einzutauchen war einfach zu verlockend.
Ich gebe aber zu, dass ich nicht all zu weit kam bei meiner Wanderung, denn all zu bald merkte ich, dass ich einfach nur zu müde war und ich die Landschaft nicht gebührend genießen konnte. Ich verließ daher den Weg und suchte mir eine nette Stelle in Mitten eines kleinen Hain, in dem ich mich sicher und geschützt fühlte.
Nachdem mein Zelt errichtet war, legte ich mich in die Sonne und genoss diesen herrlichen warmen Tag. Etwas unglücklich war ich lediglich über die vielen Mücken. So sah ich als bald aus wie ein Streuselkuchen.
Eine der Mücken erwischte mich an den Zehen und eh ich mich versah, wurde dieser dick und rot. Es sah nicht wirklich toll aus. Es schien, als hätte mich eine kleine Entzündung ereilt. Während der Nacht wurde mein Zeh immer dicker und schmerzte mehr und mehr. Auch kam ich nicht mehr wirklich in meine Wanderschuhe, was mein weiteres Fortkommen etwas erschwerte.
Ich versuchte unverrichteter Dinge meine Wanderung fortzusetzen, doch die Schmerzen waren einfach zu unangenehm und so entschied ich mich, meine Reise mit der Eisenbahn fortzusetzen, denn zu meinem Glück gab es in diesem Tal die Flåmsbahn. Ein Kleinod norwegischer Eisenbahn Bau Kunst und sehr beliebt bei Touristen.
So schleppte ich mich nur noch bis zur nächsten Haltestelle und legte die Strecke bis zum Fjord und dem dortigen Zeltplatz wirklich bequem zurück.
Auch wenn ich nicht durch diese herrliche Landschaft laufen konnte, so bot mir die Fahrt einen angemessenen Ausblick auf die Natur und die Umgebung. Hinzu kamen die abenteuerlichen Tunnel die mit viel Schweiß in den Fels gehauen worden waren. Ich muss gestehen, ich genoss die Fahrt in vollen Zügen.
In Flåm angelangt, ging es direkt zum Zeltplatz. Dort wollt ich abwarten, ob sich die Entzündung zurückbildet.
Medikamente hatte ich keine mit und so hoffte ich auf eine natürliche Heilung. Leider wurde der Zeh immer bunter und er schmerzte immer mehr. So blieb mir schließlich nichts anderes übrig, als einen Arzt aufzusuchen. Doch wie macht man das, wenn man kein norwegisch spricht und kein Wörterbuch dabei hat.
Ganz mutig fragte ich ein paar Passanten nach einem Arzt und zu meinem Glück ist das norwegische Wort für Arzt fast identisch mit dem deutschen und so verstand man, was ich meinte.
Schließlich erreichte ich ein großes Gebäude, welches meiner Meinung nach so etwas wie ein Krankenhaus sein konnte. Ich ging also hinein. Es gab etliche Hinweisschilder, doch lesen konnte ich diese nicht. So dauerte es einige Zeit bis sich mein Irrtum herausstellte. Es war kein Krankenhaus, sondern eine Seniorenresidenz. Auch wenn der Irrtum vielleicht verständlich sein konnte, so war ich froh, dass mich niemand bemerkt hatte und ich mich ungesehen wieder zurückziehen konnte.
Doch wie ich nun herausfand, war ich nicht weit von der Arztpraxis entfernt. Ich hätte die Straße lediglich ein paar Meter weiter laufen müssen.
Die Untersuchung verlief ohne Probleme, denn der Arzt sprach, welch geniale Überraschung Deutsch und dies wollte mir auch beweisen. Ich war wirklich dankbar für diesen Umstand. So verstand ich auch ohne Probleme, dass mein Zeh kein ernsthaftes Problem hatte. Ich sollte ihn trocken halten und schonen und dann würde sich schon alles wieder regeln. Ich bekam auch noch ein Rezept und nachdem ich meinen Besuch bezahlt hatte, konnte ich meinen Urlaub entspannter fortsetzen.
Ich besorgte mir die Medikamente und nachdem ich mich noch zwei weitere Tage auskurierte ging es mir sichtlich besser und ich hatte auch wieder Lust wandern zu gehen. Aus diesem Grunde erkundigte ich mich bei der Zeltplatz Besitzerin welche Wanderung sie mir empfehlen könne.
Sie konnte mir auch gleich einen Tipp geben und zeigte mir einen Ausflug vom Tal hinauf ins Fjell. Mit ihrer Wanderwegempfehlung, gab sie mir auch noch den Hinweis, dass es kein ausgewiesener Wanderweg war und somit die Markierungen eher spärlich seien. Ich müsse mir den Weg selber suchen und erarbeiten. Dies galt besonders für jenen Teil des Ausfluges der mich wieder vom Fjell hinunter ins Tal bringen sollte, was zudem auch der schwierigere Teil der Wanderung sein sollte. Über diesen Umstand freute ich mich am meisten, denn das war genau das, wie ich mir mein Wandererlebnis hier in Norwegen vorstellte.
Am Abend bereitete ich alles für den Ausflug vor und machte mich relativ früh am kommenden Morgen auf den Weg. Der Anstieg in die Berge war wirklich sehr steil. Aber es machte mir trotzdem sehr viel Spaß und ich genoss die Aussicht. Besonders begeistert war ich, als ich schließlich das Hochplateau, das Fjell erreichte.
Bis dahin hatte ich keine Probleme gehabt dem Pfad zu folgen und ich war sehr zuversichtlich, dass dies so weitergehen würde.
Weit oben im Fjell erreichte ich schließlich den Punkt von dem ich auf anderem Wege mich wieder in Richtung Tal orientierte. Ab diesem Punkt musste ich das Hochland ohne jeden Weg queren und ich muss gestehen, es machte viel Spaß. Ein paar Landmarken, wie ein hübscher kleiner See, welcher sich in eine Senke schmiegte, wiesen mir den richtigen Weg. Auf diese Weise kam ich wirklich gut und schnell vorwärts.
Lustig wurde es, als ich einer kleinen Horde Schafe begegnete und sich eines der Tiere mir an meine Versen heftete. Das Tier trottete so beharrlich hinter mir her, dass ich fürchtete es würde mich für immer verfolgen. Leider reagierte das Tier auch nicht auf meine Versuche, es los zu werden und so hoffte ich nur, dass sich das Thema im weiteren Verlaufe erübrigen würde. So kam es dann auch und ich konnte mich wieder mehr auf den Weg konzentrieren, was jedoch immer schwieriger wurde, denn nach und nach verlor sich dieser zwischen den Gräsern. Alsbald stand ich an einem Hang und weit und breit kein Weg mehr. Ich hatte nun wirklich keine Idee wohin ich mich wenden sollte.
Ich entschloss mich meine Landkarte zu studieren, doch auch das brachte keine große Erleuchtung. So entschied ich mich einem etwas zu folgen was wie ein Pfad auszusehen erschien. Allerdings verlief sich dieser Hauch eines Pfades schließlich und zu meinem Verdruss, wurde das Gelände immer steiler und schwere zu begehen.
Schließlich meinte ich weiter unten auf der gegenüberliegenden Hang Seite einen gut definierten Pfad zu entdecken. Ein Abgleich mit der Karte bestätigte denn Eindruck. Deshalb begann ich vorsichtig den Hang hinunter zu laufen (ok, klettern oder rutschen).
Schließlich erreichte ich aber einen Punkt, an dem es nicht mehr weiterging. Ich befand mich nun oberhalb einer Felsklippe. Ich schaute etwas verzweifelt an ihr hinunter und sah nicht wirklich eine Möglichkeit dieses Stück Fels zu überwinden. Auch der Hang den ich zuvor herunter gekommen war, lockte nicht mit einem Aufstieg. So versuchte ich der Klippe zu folgen und hoffte, dass sich eine Möglichkeit des Abstieges ergeben würde.
Schließlich hatte diese Klippe noch eine Höhe von rund 5 bis 7 Metern und da ich keine andere Wahl sah nach unten zu gelangen, entschied ich mich einen Versuch zu starten und durch klettern dieses Hindernis zu überwinden.
Zur Absicherung hielt ich mich an einem Ast fest, als ich kurze Zeit später abrutschte und nur noch an diesem Ast hing.
In Filmen hatte ich gesehen, wie Menschen ewig lang an Klippen usw. hingen, doch bei mir dauerte es wirklich nicht lange, bis der Ast durch meine Hände zu gleiten begann und ich ahnte, dass das nicht gut gehen würde. Bei einem Blick nach unten entdeckte ich ein Geröllfeld mit ausgewachsenen Felsen und meine Zuversicht dies heil überstehen zu können sank zusehends.
Als ich mich schließlich im freien Fall befand, war nichts mehr von jeglicher Zuversicht übrig. Beim Aufschlagen auf die Felsen war ich nur froh, dass ich nichts knacken oder knirschen hörte. So meinte ich, dass wohl doch ein super schneller Schutzengel sich meiner angenommen hatte.
So war es dann auch. Ohne bedeutende Pläsuren konnte ich aufstehen und die Felsenwand hinauf schauen, die ich nur wenige Sekunden zuvor im freien Fall habe an mir vorüber gleiten sehen. Meine Erleichterung und Glücksgefühle, machte sehr wackeligen Beinen Platz und ich musste mich erst einmal hin hocken um das Erlebte zu verdauen.
Es dauerte schon eine Weile bis der Schock verdaut war und ewig konnte ich hier auch nicht hocken, denn ich wollte auf jeden Fall noch bei Tageslicht ins Tal zurück kehren. Also stand ich auf und lief auf jene Stelle im Tal zu, wo ich den Wanderweg vermutete und tatsächlich fand ich ihn.
Er war zwar noch immer sehr verwirrend, da er sich dauernd gabelte und auch ab und an ins leere verlief, doch im Großen und Ganzen hielt ich die Richtung und blieb auf dem Hauptweg. Da störte es auch kaum dass ich so manches Mal eine Bachdurchquerung durchführen musste und dabei meine Wanderschuhe nach und nach mehr durchweichten.
Mulmig wurde mir wieder, als der eigentliche Abstieg ins Tal anstand, denn hier war es nun so steil, dass ohne den Weg keine Aussicht bestand ins Tal zurückzugelangen. Zusehends wurde ich verunsichert, als ich den Weg nochmal gänzlich aus den Augen verlor, doch da ich nun etwas vorsichtiger geworden war, lief ich etwas zurück und suchte so lange, bis ich den wirklichen Pfad wiedergefunden hatte.
Von nun an ging es ohne weiteren Zwischenfall hinunter ins Tal. Und als ich es schließlich erreicht hatte merkte ich wie die ganze Anspannung der vergangenen Stunden von mir abfiel und meine Knie wirklich zu zittern begannen.
Da ich für diesen Moment wirklich genug vom Laufen und Abenteuer hatte, nutzte ich erneut die Eisenbahn um zurück nach Flåm zu gelangen.
Eigentlich hatte ich ursprünglich beabsichtigt noch etwas länger hier im Tal zu verweilen, doch in der Nacht quälten mich die Erinnerungen und ich fasst den Entschluss meine Reise fortzusetzen und an anderer Stelle neue Abenteuer und Herausforderungen zu suchen, ohne gleich um mein Leben bangen zu müssen.
Neuseeland – … und ich lebe noch – Der Fluss
Die Geschichte vorlesen lassen …
Bisher hatte ich schon einiges an Widrigkeiten in meinen diversen Urlauben überstanden. Sei es das Laufen in ein Manövergebiet, in welchem gerade ein Manöver stattfindet, mit einem Ruderboot fast aufs offene Meer getrieben zu werden oder abzustürzen. Doch auf dieser Wanderung setzte ich allem die Krone auf, denn um ein Haar hätte sie ein jähes Ende gefunden.
Ich war mit dem Vorsatz nach Nelson, einem Küstenort im Norden der Südinsel Neuseelands, gefahren, um eine Wanderung auf dem ‚Abel Tasman Küstenwanderweg‘ durchzuführen.
Als jedoch abends in meiner Herberge ein Diavortrag über diesen Wanderweg gezeigt wurde und der Witz die Runde machte, dass es auf ihm eine weiße Linie gäbe, damit die Wanderer, die in die eine Richtung liefen, nicht mit denen, die aus der anderen kämen, zusammenstoßen, änderte ich blitzschnell meine Ansicht und entschied mich, mir den ‚Nelson Lakes Nationalpark‘ näher anzusehen.
Über den Transport von Nelson zum Park brauchte ich mir nicht sonderlich viel Gedanken machen, denn diese Arbeit nahm John, der Besitzer der Herberge, einem ab.
Sehr zufrieden über meine Entscheidung, legte ich mich hin und schlief in dieser Nacht wie ein Stein, denn die Anreise nach Nelson war sehr anstrengend gewesen, da ich ohne Pause vom Süden der Insel bis hierher gereist war.
Am Morgen wurde die Ausrüstung für die Tour zusammengestellt und alle noch notwendigen Einkäufe getätigt.
Als alles erledigt war, hieß es nur noch auf den Bus zu warten. Er sollte mich und noch 8 weitere Wanderer zum Park bringen. Um die Mittagszeit war es schließlich soweit und nachdem alle Sachen in dem kleinen Bus verstaut waren, begann die etwa 1½ – 2 Std. dauernde Fahrt. Dass wir für etwa 110 km ’so lange‘ brauchten, hatte seinen besonderen Grund, denn die Busfahrerin betätigte sich gleichzeitig als Post- und Zeitungsbote.
Nach kurzer Fahrt hielt der Bus vor einem kleinen Geschäft. Hier sollte sich jeder noch einmal seinen größten Wunsch erfüllen können, bevor es endgültig los ging und wir in der Natur verschwanden.
Bei herrlichstem Wetter erreichten wir ‚St. Arnaud‘, den Ausgangsort für diese Tour.
Nach einem kurzen Besuch im ‚Visitor Office‘, in dem man sich für eine Tour anmeldet und hinterher auch abmeldete, stürmte ich voller Tatendrang los. Außerdem drängte die Zeit etwas, denn ich beabsichtigte heute noch bis zur ‚Bushline Hut‘ zu laufen, was bedeutete, einen etwa 3 Std. dauernden Marsch mit 1000 zu überwindenden Höhenmetern zu absolvieren. Zu allem Überfluss war es gegen 18.20 Uhr völlig dunkel.
Der erste Teil des Weges war einfach, denn ich konnte anfangs die Spazierwege um den Lake Rotoiti und später eine Straße verwenden. Auf diese Weise überwand ich die ersten 300 Höhenmeter rasch.
Je höher ich kam, desto schöner wurde die Aussicht hinunter ins Tal. Als die Straße zu Ende war, ging es auf einem hervorragend ausgebauten Wanderweg weiter. Gegen 18 Uhr, zusammen mit dem Sonnenuntergang, erreichte ich den höchsten Punkt meiner Tagesetappe. Da ich mir nicht ganz schlüssig war, wie weit es noch bis zur Hütte sei, verschärfte ich mein Tempo, um ja nicht in die Dunkelheit zu kommen.
Kurz vor Ende der Dämmerung erreichte ich die Hütte. Ich freute mich nun auf ein schönes warmes Feuer im Ofen, doch da es nur Kohle gab wurde nichts daraus, denn in dieser Hütte gab es kein Holz mit dessen Hilfe man die Kohle hätte zum Brennen bewegen können. Auch in dem kleinen angrenzenden Wald gab es außer Bäumen kein lose herumliegendes Stück Holz. Einen solch‘ aufgeräumten Wald hab‘ ich noch nie gesehen.
Etwa 1½ Std. nach mir traf noch eine dänische Wandergruppe ein. So wurde es ein geselliger Abend. Wir spielten Karten und unterhielten uns. Dadurch wurde es später als mir lieb sein konnte, denn ich brauchte meinen Schlaf für die Wanderung am nächsten Tag. Es war dann tatsächlich 23 Uhr, als ich in meinen Schlafsack schlüpfte.
Diese Wanderung hatte mit Traumwetter begonnen, doch in der Nacht änderte es sich dramatisch. Es wurde wirklich sehr schlecht mit Regen und vor allem dichten Nebel.
Als ich am Morgen los lief, führte mich mein Weg durch solch einen dichten Nebel, dass ich nur 5 bis 10 Meter weit sehen konnte. Darüber hinaus nieselte es und ein starker Wind riss mich hin und her.
Nach meiner Karte, führte der Weg über einen Bergrücken und nur dieses Wissen half mir, ihn zu finden. Markierungen gab es gerade einmal etwa alle 200 bis 300 Meter.
Bei gutem Wetter stellt das kein Problem dar, doch bei nur 10 Meter Sicht wurde das Laufen zum Rätselraten.
Als der Weg schwieriger wurde, stieg der Nebel glücklicherweise etwas auf und ich sah, wo der Pfad entlang führte. Dies war außerordentlich praktisch denn zumeist führte der Wanderweg über Geröll und mit der gewonnen Sicht fiel mir das Laufen deutlich leichter.
Mehr als das Geröll machte mir der Wind zu schaffen, denn dieser kam mit solch starken Böhen einher, dass sie mich ab und zu umhauten und ich mich auf dem Boden wiederfand.
Nach rund 3 Stunden. Fußweg erreichte ich die Angelus Hütte. Sie lag auf der Hälfte des heute zu bewältigenden Weges. Da sich der Nebel allerdings wieder zu senken begann und der Wind noch stärker wurde, entschied ich mich, die Wanderung für heute zu beenden, um später zu überlegen, was ich machen würde.
Etwa 4 Stunden nach mir traf die dänische Gruppe und 2 Neuseeländer ein. Wie ich erfuhr waren die Dänen in diesen Wetterverhältnissen in große Schwierigkeiten gekommen und sie hatten es nur den Neuseeländern zu verdanken, dass sie diese Hütte heil erreichten.
Den gesamten Nachmittag knobelte ich an einer anderen Variante meiner Wanderroute, doch durch mein sehr eng bemessenen Zeitrahmen kam ich zu keinem brauchbaren Ergebnis. Nach einem harten Kampf entschloss ich mich, meine Wanderung abzubrechen und von dieser Hütte ins Tal abzusteigen, um zurück nach St. Arnaud zu laufen.
Glücklich war ich über diesen Entschluss nicht, denn bisher hatte ich wegen des Wetters sämtliche Wanderungen in Neuseeland abbrechen müssen.
Nachdem ich mich für die Nacht hingelegt hatte, spürte ich, wie die Hütte durch den Wind förmlich hin- und her gerissen wurde. Das versöhnte mich etwas über meine Entscheidung die Wanderung zu beenden.
Als ich am Morgen erwachte und aus dem Fenster gegen eine Nebelwand blickte, fühlte ich mich in meiner Entscheidung noch einmal bestärkt. Zudem hatte der Wind nicht wirklich nach gelassen, dass das Risiko des weiter Laufens nochmals erhöht hätte.
Gegen halb 10 geschah das große Wunder, der Wind flaute völlig ab und der Nebel stieg auf.
Nun sah ich das erste Mal, in welch‘ herrlicher Umgebung die Hütte lag. Durch dieses Wunder und die sagenhaft schöne Landschaft änderte ich schlagartig meine Meinung, was den weiteren Verlauf meiner Tour betraf. Ich wollte sie nun doch – wie geplant – fortsetzen.
Meine Mitbewohner staunten nicht schlecht, als sie mich packen und aufbrechen sahen.
Es war halb 11 als ich los lief.
Anfangs führte mich mein Weg erneut über Geröll und die weiterhin nur spärlich angebrachten Markierungen erschwerten auch an diesem Tage das Laufen etwas. Schließlich führte der Pfad über einen schmalen Bergrücken und die Markierung wurde auch besser, so dass ich immer schneller vorwärts kam.
Nach etwa 2 Stunden erreichte ich den höchsten Punkt dieses Tages. Nun folgte ein etwa 1000 Höhenmeter langer Abstieg. Die ersten 200 Höhenmeter waren einfach und es machte großen Spaß sie zu laufen.
Danach ging der Weg vom kargen Bergrücken in eine Wiese über. Doch wurde der Weg so glitschig, dass ich ständig ausrutschte und ich mich auf dem Hosenboden sitzend fand.
Schließlich verschwand der Weg im Busch und ich dachte das Laufen würde einfacher werden. Doch da täuschte ich mich gehörig. Von nun an schien der Weg fast Kerzen gerade den steilen Hang in Richtung Tal zu führen und dies über fast 700 Höhenmeter. Dies zehrte meine Beine wahrlich aus und das ewige wegrutschen und auf dem Hinterteil landend, brachte mir wirklich ein schmerzendes Steißbein ein. Ich gebe zu, ich begann alsbald wie ein Droschkenkutscher zu fluchen, doch half es nicht, nicht ständig wegzurutschen.
Als ich die Sabine Hütte erreichte, merkte ich, was meine Beine geleistet hatten, denn sie schmerzten und zitterten ohne Unterlass.
Mittlerweile war es 14 Uhr und ich nahm mit Missvergnügen zu Kenntnis, dass mir die Zeit davon zu laufen drohte. Mir stand nämlich noch ein etwa 4 Std. langer Marsch bevor, und dass wo es um 17.30 Uhr begann dunkel zu werden. Dennoch gönnte ich mir rund eine ½ Stunde Pause, bevor ich weiter lief.
In der Hütte traf ich eine verletzte Person an. Sie hatte auf der Wanderung ein Bein verletzt und nun waren Freunde unterwegs, um Hilfe zu holen. Diese Geschichte hörte sich wirklich beängstigend an.
Trotz der aufkommenden Müdigkeit in meinen Beinen, legte ich im weiteren Verlauf der Wanderung ein hohes Tempo vor. Erleichtert wurde das Laufen, dass der Weg lediglich durch ein Tal führte und nicht wirklich viele An- und Abstiege aufwies. Lediglich ab und zu mussten Baumstämme entlang balanciert werden, doch auch das verringerte mein durchschnittliches Tempo nur unwesentlich.
All‘ meine Bemühungen, noch rechtzeitig vor dem Einbruch der Dunkelheit bis zur Hütte zu kommen, halfen nichts. Schließlich brach die Dämmerung doch herein und ich musste mich bemühen im Abnehmenden Licht den Pfad noch zu erkennen, oder die Markierungen zu finden.
Im letzten Tageslicht entdeckte ich ein Schild, welches mir verhieß, dass es noch 10 Minuten bis zur Brücke seien. Mit Hilfe dieser Brücke sollte ich den Fluss, der durch dieses Tal floss, überwinden können, um die Hütten zu erreichen.
Zur näheren Information muss gesagt werden, dass sich die beiden Hütten, die für mich als Tagesziel in Frage kamen auf der gegenüberliegenden Flussseite lagen und sich die angekündigte Brücke genau zwischen diesen Hütten befand. Laut Karte lagen die Hütten etwa 400 Meter auseinander.
Auf meinem weiteren Weg, entdeckte ich die ersten Lichter auf der anderen Flussseite und ich vermutete es sei die erste Hütte und somit die Brücke nicht mehr weit entfernt.
Mittlerweile war es so dunkel geworden, dass ich auf meine Taschenlampe zurückgreifen musste, um mich überhaupt noch im Bush zurecht zu finden. Ich arbeitete mich auf diese Weise durch das Unterholz und da ich mit verstreichender Zeit den Übergang nicht gefunden hatte, machte ich mir wirklich Sorge ihn überhaupt noch zu finden. Zu allem Überfluss blieb ich schließlich noch im Unterholz stecken und kam nicht mehr wirklich vorwärts. Mir blieb nur der Rückzug als Option übrig, den ich dazu nutzte weiter nach der Brücke zu suchen. Doch ich mochte mich anstrengen wie ich wollte, ich fand sie einfach nicht.
Es war mittlerweile so dunkel, dass nur noch der Kegel meiner Taschenlampe die Umgebung erhellte. Dies lies mich etwas unruhig werden, zudem wusste ich, dass die Nacht eher kalt sein würde und die Nächtigung in einer Hütte eindeutig zu bevorzugen sei.
So keimte in mir die Idee auf, die Suche nach der Brücke aufzugeben und es mit einer Querung des Flusses zu versuchen. Da dieser auf mich nicht so wild wirkte wurde mir diese Idee zusehends sympathischer. Ich gebe zu ein gewisses Unbehagen blieb. So ging ich zum Ufer, entdeckte die Lichter einer Hütte auf der anderen Uferseite und da war für mich klar, dass ich mich durch den Fluss arbeiten würde.
Mir war schon klar, dass dies ein trickreiches Unterfangen sein würde und so überlegte ich, was ich alles zum Thema Fluss Durchquerung gelesen hatte und setzte all die guten Ratschläge um. Ich gebe zu, in keinem Buch hat gestanden in der Nacht einen Bergfluss zu durchqueren.
Schon mit dem ersten Schritt in den Fluss verschwand ich bis zur Hälfte meiner Oberschenkel im Wasser. Obwohl ich mich noch nahe beim Ufer befand, spürte ich die Macht der Strömung und ahnte, was noch auf mich zukommen sollte.
Mit winzigen Schrittchen arbeitete ich mich weiter. Einen einigermaßen guten Halt hatte ich ohnehin nur, da mein rechtes Bein mit seiner Innenseite an einen großen Stein gepresst wurde.
Und trotzdem riss mir wie aus heiterem Himmel die Strömung die Beine weg. Mein Rucksack saugte sich sofort voll Wasser und zog mich unaufhörlich auf den Grund des Flusses. Während ich tiefer und tiefer in der Strömung verschwand, wurde ich mit der Gewalt des Wassers weiter gerissen und ich war nur noch ein Spielball der Elemente.
Während ich durch den eiskalten Bergfluss hilflos davon gerissen wurde und verzweifelt versuchte an Luft zu kommen, dachte ich schon, es wäre mit mir aus. So nah, wie in diesem Moment fühlte ich mich noch nie dem Tode. Doch anstatt in Panik zu verfallen, wurde mein Denken immer klarer. So konnte ich mich schließlich darauf konzentrieren, das umzusetzen was ich gelesen hatte, was in solch einer Situation zu machen sei.
Ich musste mich von meinem Rucksack befreien, der mich wie ein Stein auf den Grund des Flusses zog und ihn davon schwimmen lassen, um mich auf meine Rettung konzentrieren zu können.
Es bedurfte einiger Mühen, um aus dem Geschirr zu klettern, denn ich kämpfte noch immer um Luft und die Strömung spielte gnadenlos mit mir.
Als ich mich schließlich vom Rucksack befreit hatte, ging es darum ihn los zulassen und mich zu retten. Doch der Rucksack begann zu schwimmen und so hielt ich ihn einfach erst einmal fest und versuchte mit ihm ans Ufer zu gelangen.
Wie weit ich getrieben worden war, Weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich nur, dass ich irgendwann den Grund des Flusses unter mir fühlte und trotzdem noch mit meinem Kopf über dem Wasser war. Auch das Ufer war zum greifen nah gekommen.
An dieser Stelle saß ich dann erst einmal eine Weile und versuchte meine Gedanken zu sortieren und mir klar darüber zu werden wie knapp ich gerade einer Katastrophe entgangen war. Da dies aber nicht der beste Ort war, stand ich auf. Das war aber schwieriger als gedacht, denn alle meine Taschen waren volle Wasser und jedes Stück Bekleidung war vollgesaugt. Auch wen ich so schon zu kämpfen hatte, der Rucksack machte es mir noch schwerer. Dieser war so vollgesaugt, dass er nun ein vielfaches seines Gewichtes aufwies. So zog ich ihn erst mal hinter mir her und kletterte über die Uferböschung auf sicheren Boden.
Ich fühlte mich wie der sprichwörtlich begossene Pudel. Um mich bildete sich eine gewaltige Wasserlache, so viel Flüssigkeit ergoss sich aus dem Rucksack und meinen Taschen.
Völlig durchnässt, zitternd und etwas verwirrt machte ich mich auf dem Weg zur Hütte, denn der Fluss hatte mich glücklicher Weise auf Seite mit der Unterkunft entlassen. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass die Bleibe für die kommende Nacht nicht weit entfernt lag.
Nach dem Erreichen der Unterkunft stand zumindest mir für die Nacht eine Schlafstätte zur Verfügung. Doch eine besonders angenehme Nacht sollte es leider nicht werden.
Durch mein unfreiwilliges Bad war alles, ja wirklich alles Nass. Vom Essen, über die Kleidung bis hin zum Schlafsack, kein einziges Teil war verschont geblieben. So war ich froh, als ich ein T-Shirt und eine Turnhose fand, die nicht ganz so durchnässt war wie der Rest.
Eigentlich hätte ich diese Hütte gut nutzen können, um alles zu trocknen, doch daraus wurde nichts. Die Vorbewohner der Hütte hatten sämtliches trockenes Holz verbraucht und weder neues gehackt oder gar getrocknet. So blieb es mir und den anderen Mitbewohnern verwehrt die Hütte in ein warmes Heim zu verwandeln.
Was meine Mitbewohner im allgemeinen anging, so nahmen sie an meinem Schicksal nicht wirklich Anteil. Ich musste selber sehen wie ich mich an diesem Abend versorgte. So gab es nasses Essen, welches ich auch nicht erhitzen konnte, da mein Kocher das Bad nicht verkraftet hatte. Und die Nacht wurde dank des nassen Schlafsacks ebenfalls ein feuchtes Erlebnis. Es tröstete mich dabei auch wenig, dass ein synthetischer Schlafsack, wie der meinige, selbst wenn er feucht ist, noch eine gewisse Wärmeleistung erbringt, was bei einem Daunenschlafsack wohl nicht der Fall sein sollte. Ich fror und alles fühlte sich feucht an.
Ich gebe zu, dass selbst wenn der Schlafsack trocken und warm gewesen wäre, hätte ich Schlafprobleme gehabt, denn meine Gedanken kreisten unaufhörlich um meinen Unfall und so war an Schlaf kaum zu denken. Irgendwann musste ich dann aber doch eingeschlafen sein.
Als ich am Morgen erwachte, fror ich etwas, obwohl mein Schlafsack mittlerweile von der Innenseite trocken war. Sogleich versuchte ich erneut Feuer zu machen, doch all‘ meine Bemühungen waren vergebens, da das Holz einfach nur durch und durch nass war.
Ursprünglich hatte ich überlegt in dieser Hütte zu bleiben, um meine Sachen zu trocknen, doch da es keinerlei Aussicht gab, Feuer zu erhalten, entschloss ich mich, den Rückweg anzutreten.
Diesen Wandertag bestritt ich dieses Mal nicht alleine, sondern ich schloss mich einem dänischen Jungen an, der die selbe Strecke zurücklegen wollte wie ich.
Nachdem wir aufgebrochen waren, beschäftigte mich erst einmal die Frage nach der Brücke, die ich am vergangen Abend nicht gefunden hatte. Sie bei Tageslicht zu finden stellte nicht wirklich ein Problem dar, doch wollte ich ergründen warum ich sie zuvor nicht gefunden hatte. Die Lösung war so einfach. Die Brücke war recht dunkel und schwebte nur kurz über der Wasseroberfläche. Doch das eigentliche Problem war, dass das Hinweisschild auf die Brücke durch einen Busch verdeckt war und ich hinter dem Busch entlang gelaufen war und somit den Hinweis nicht entdecken konnte.
Ich überlegte kurz, ob ich mich über mich ärgern sollte, doch warum, passiert war passiert und letztlich war ich an dem Unfall ganz alleine schuld gewesen. Also nahm ich es hin wie es war und setzte den Wanderweg einfach nur fort.
Der Rückweg verlief äußerst unspektakulär. Gelegentlich blieben wir stehen und bewunderten die Berge. Da es in der Nacht geschneit hatte und etwas die Sonne schien war es besonders schön.
Bei den Kletterpartien über die diversen Bachläufe und den Bachdurchquerungen ermunterten wir uns gegenseitig oder halfen uns, so dass wir sehr zügig unser Ziel die Sabine Hütte erreichten.
Vor uns war eine Gruppe von Engländern eingetroffen, die ordentlich eingeheizt hatten und so fand ich mich in einer kuschelig warmen Unterkunft wieder. Ich nutzte den Umstand sofort und packte all meine Sachen aus und begann alles zu trockenen. Nach sehr kurzer Zeit war ich dann wieder Besitzer einer vollständig getrockneten Ausrüstung. Ich freute mich sehr darüber, war aber noch immer etwas verstimmt, dass die Gedankenlosigkeit von Wanderern mir in der letzten Hütte diesen Luxus verwehrt hatte.
Der restliche Nachmittag verlief beschaulich. Es wurde Essen gekocht, Tagebuch geschrieben oder gelegentlich Holz gehackt. Etwa gegen 19 Uhr
erreichte noch eine Gruppe unsere Hütte. Das war ein wenig unangenehm, denn hier gab es nicht so viele Liegeplätze. Nun musste ganz schön zusammengerückt werden.
Während die anderen sich ausbreiteten, knobelten Peter (der Däne) und ich über den möglichen Rückweg nach St. Arnaud. Nach einigem hin und her entschieden wir uns zwar für den deutlich längeren Weg, doch waren keine all zu große Höhenunterschiede zu überwinden.
Die Nacht war sehr unruhig und ich war froh, als es Morgen war und ich aufstehen konnte. Peter und ich brachen an diesem Tag, der im übrigen sehr schön zu werden schien, als erste auf.
Wir ließen uns beim Gehen sehr viel Zeit, da wir unbedingt vermeiden wollten zu Schwitzen. Wir mussten nämlich noch bis auf 1100 Meter aufsteigen und dort befand sich die Schneegrenze und es würde durchaus frisch sein.
Der erste Teil unseres Weges war durchaus als steil zu bezeichnen, doch je höher wir kamen um so flacher wurde er und der Weg lud zu einem angenehmen Laufen ein.
Kleinere Probleme hatten wir nur, wenn der Weg durch Holzbohlen befestigt worden war, denn auf dem Holz hatte sich zumeist eine dünne Eisschicht gebildet, die das Laufen nicht wirklich erleichterte. Neben diesen Unannehmlichkeiten bereitete der Schlamm, in dem wir regelmäßig versanken, so seine Probleme.
Dennoch erreichten wir, viel schneller als erwartet, die Howard Schutzhütte. Dies lies in uns die Entscheidung reifen, nicht wie geplant nur bis zur Speargrass Hütte zu laufen, sondern gleich direkt nach St. Arnaud. Auch wenn dies eine deutliche Verlängerung unserer Tagesetappe war, wollten wir es so machen und daran hinderte uns auch nicht der viele Schlamm, der Schnee, Eis oder die Kälte.
Als wir schließlich die Speargrass Hütte erreichten, war es der rechte Zeitpunkt, um uns ein ausgiebiges Mahl zu gönnen und uns zu erholen. Während dieser Zeit überholte uns die Gruppe von Engländern, die wir in der letzten Hütte kennengelernt hatten. Auch sie wollten heute noch St. Arnaud erreichen.
Sie hatten es wesentlich eiliger als wir und so ergab sich nicht wirklich die Möglichkeit zu einem kleinen Plausch, dennoch freuten wir uns, uns am Abend womöglich wiederzusehen.
Nachdem wir uns im Hüttenbuch verewigt hatten, machten auch wir uns auf den weiteren Weg. Dieser führte nun ausschließlich durch ein Tal und folgte dem dort fließenden Fluss. Das Laufen war das reinste Vergnügen und ich würde ihn in die Kategorie ‚Genuss Strecke‘ einreihen.
Der Weg verlangte uns lediglich an jenen Stellen ein mehr an Konzentration ab, wo der Fluss den Wanderweg teilweise weg gespült hatte, oder dieser überhaupt nicht mehr existent war.
Guter Dinge erreichten wir nach 10 Stunden Marsch die Unterkunft in St. Arnaud.
Nun dachten wir, wir hätten keine Probleme mehr, doch leider zeigte sich der Manager unserer Unterkunft als nicht wirklich nett.
Er vermietete uns nämlich 2 Betten für die Nacht, doch wie wir feststellen konnten, gab es nur noch ein Bett. So sollte einer von uns beiden auf dem Boden schlafen.
All unsere Bemühungen, ihm zumindest einen Preisnachlass abzuringen waren vergebens. Er bot uns statt dessen an, die Herberge zu verlassen, obwohl er genau wusste, dass es keine andere Unterkunftsmöglichkeit gab.
Uns blieb also nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen, den vollen Betrag zu bezahlen und mit dem Boden vorlieb zu nehmen.
Am nächsten Tag ging ich vor der Abfahrt des Busses noch zum Touristen Büro und meldete Peter und mich aus dem Park zurück. Ich war wirklich froh, dass ich diese Handlung noch durchführen konnte.
Bevor ich den Bus für die Fahrt zurück nach Nelson besteigen konnte, hatte ich noch eine kleine Unterhaltung mit dem Fahrer zu führen, denn ich hatte meine Fahrkarte verloren. Ohne Probleme und ohne erneut zur Kasse gebeten zu werden, durfte ich mitfahren. (Diese großzügige Verhalten war eher typisch neuseeländisch und nicht die Abzocke des Managers).
Nach eineinhalb stündiger Fahrt erreichten wir Nelson.
Trotz all der Widrigkeiten und meines Unfalles, ist mir diese Wanderung nicht unangenehm in Erinnerung. Sie hatte mir nämlich all‘ meine Unzulänglichkeiten aufgezeigt und wird mir helfen, zukünftig wohl vorsichtiger zu sein. So hoffte ich es jedenfalls, denn bislang ließ ich auf meinen Touren nicht wirklich jeden Fettnäpfchen aus, in die man treten konnte.