Nun hatte ich in diesem Urlaub wirklich Gegensätze kennenlernen dürfen. So z.B. die einsamen Inseln der Ise Bucht (Ise Bucht – Auf ans Meer / Insel Kamishima – Ein wilder ritt / Ise Bucht – Zurück aufs Festland), das Gewusel und Hektik in Tokyo (Tokyo – Wo bleibt der Schnee / Tokyo – Gundam / Tokyo – Rush Hour & Sumo Live / Tokyo – Die Megakreuzung) oder die grandiosen Einblicke in die Geschichte Kyotos (Kyoto – 35 Kg brennen in meinem Fleisch / Kyoto – Herbstfarben & Hallo Fugu / Kyoto – Im Bambus-Hain). Doch auf das jetzige Ziel freute ich mich insgeheim am meisten.
Heute ging es für 3 Tage und 2 Nächte nach Shirakawa-go einem kleinen Ort in den japanischen Alpen, welches 1995 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt worden war.
Besonderheit dieser Orte sind die dort errichteten Gebäude, welche pragmatisch gesehen durch ihre Bauweise (an ein Dreieck erinnernd) einfach nur den gewaltigen Schneemassen standhalten sollten. Mehr spirituell erinnert die Bauweise zum Gebet gefaltete Hände. Doch egal was es war, auf mich wirkte es nur faszinierend und ich wollte es einfach einmal live sehen.
Der Besuch wurde durch die Tatsache gekrönt, dass in diesem Jahr sehr früh Schnee fiel und ich somit den Ort, die Landschaft und die Berge mit Schnee bedeckt erleben konnte. Einfach nur eine auf den Schnee wartende Landschaft zu erleben, wäre auch ok gewesen, doch der Schnee war die Körnung dieses Besuchs.
Durch die Popularität des Ortes waren wir gezwungen jeweils nur eine Nacht in einer Unterkunft verbringen zu können, was sich im Nachhinein wahrlich als Glücksfall herausstellte, denn so konnten wir zwei unterschiedliche Übernachtungsstiele genießen. Zudem bot uns das Wetter 3 unterschiedliche Szenarien, die jeden Tag unseres Aufenthaltes spannend hielt und es immer wieder ein Abenteuer war durch den Ort zu schlendern.
Am ersten Tag kamen wir in einer sehr traditionellen Unterkunft unter. Es war eines der Spitzhäuser, die innen zwar auf dem neusten technischen Stand war, und trotzdem dem Gast das urtümliche traditionelle Wohnerlebnis vermittelte.
Dies bedeutete, dass wir auf dem “Boden” (Tatami Matten und den auf diesen ausgelegten Matratzen) schliefen und saßen.
Zwischen den einzelnen Räumen existiere jeweils nur eine mit Papier überzogene Tür, welches einem hautnah am Geschehen des Nachbarn teilhaben ließ, wenn dieser sich nicht an die Etikette – ruhe zu halten, über das Maß hinaus was wir vielleicht für ruhig halten – hielt. Ok, wir hatten solch ein “Glück”.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten traten wir unseren ersten Rundgang durch den Ort an. Das Wetter zeigte sich wechselhaft. Es gab sonnige Abschnitte, aber auch etwas düstere Zeiten, doch insgesamt gesehen war es ein freundliches Wetter. Ich fühlte mich wirklich herzlich willkommen und ich konnte den Spaziergang genießen.
Direkt unserer Unterkunft hatte sich ein Film-Crew eingefunden, die hier einen Film wohl über den Ort drehte. Das war zum einen spannend, zum anderen etwas lästig, denn sie blockierten eine wirklich grandiose Aussicht auf ein paar der besten Häuser im Ortes. Zudem zogen sie natürlich durch den Ort und so trafen wir immer wieder auf die Produktion.
Ich möchte nicht Ungerecht sein, auch wir bekamen unsere Aussichten und wir konnten wirklich alles genießen. Zudem hielten sich die Besucherzahlen wirklich in Grenzen und so manches Mal hatten wir das Gefühl wir seien allein.
Während der Tag überwiegend sonnig war, zog sich der Himmel am Abend etwas zu und es legte sich eine Nebeldecke auf den Ort. Das wirkte zum einen etwas gespenstisch, aber auch romantisch schön. Ich konnte mir jeweils das mir passende Gefühl aussuchen.
Wir kehrten in der Dunkelheit zu unser Unterkunft zurück und wurden mit einem besonderen Geschenk bedacht. Denn eines der Häuser auf unserem Zugang zum Haus war herrlich von Innen beleuchtet und es gab eine herrliche Stimmung die ich lange und ausgiebig genoss. Natürlich nicht ohne meinen Fotoapparat etwas zu strapazieren.
Schließlich kroch doch die Kälte in die Knochen und wir zogen uns in unsere Unterkunft zurück. Dort war gerade das Bad frei (es gab ein Gemeinschaftsbad, welches man sich reservieren konnte) und so verschwanden wir sogleich dort und tankten im heißen Wasser wieder Wärme und Behaglichkeit.
Während wir badeten wurden unsere Betten hergerichtet. D.h. es wurden die Matratzen herausgeholt und auf dem Boden gelegt und ein Berg an Zudeckmöglichkeiten darauf gestapelt. Man rechnete wohl mit einer kalten Nacht. Doch so kalt wurde es mir nicht und auch Eri empfand das Angebot als bequem und vor allem warm.
Bei dieser Art des Schlafens erwachte ich regelmäßig Morgens mit Rückenschmerzen, doch auch die hielten sich einigermaßen in Grenzen. Die Matratzen schienen hier deutlich besser und bequemer zu sein als in all den anderen Unterkünften zuvor. Ich hatte wahrlich nichts dagegen.
Der nächste Tag begann mit einem japanischen Frühstück. Ich mochte es, doch das hocken auf der Erde war nicht mein Ding und so war ich froh, dass ich ein kleines Höckerchen bekam und man auch meinen Tisch etwas aufbockte. Dadurch ließ sich das Mahl genießen.
Aus unserer Unterkunft mussten wir bis 9 Uhr ausgecheckt haben. Das fand ich schon sehr früh, doch so waren die Regeln. Zum Glück hatten wir am Vortag schon erkundet wo sich unsere andere Unterkunft befand und wie wir am schnellsten dort hin kamen. So brachten wir den Wechsel der Unterkünfte in rund 15 Minuten hinter uns.
Vor dem Frühstück hatte ich noch ein kleines Panorama (360×180 Grad) geschossen und genoss schon da einen leichten Schneefall. Doch nun, wo wir zur anderen Schlafstätte liefen hatte ein kräftiger Schneefall eingesetzt, welcher dem Ort eine ganz andere neue Stimmung verlieh.
Der Schneefall ließ auch über Tag nur unbedeutend nach und obwohl wir den gesamten Ort schon erkundigt hatten, ergaben sich ganz neue Perspektiven und Einblicke.
Trotz des Schneefalls entschieden wir uns gegen Mittag in einen der Shuttle Busse zu hüpfen, der uns zum Aussichtspunkt über den Ort bringen sollte. Sehr hoffnungsfroh was die Aussicht anging war ich nicht und dennoch sah ich etwa mehr als ich mir vorgestellt hatte. Insgeheim träumte ich von einem schönen sonnigen Tag, doch dieser war heute so weit weg, dass es nur ein Traum blieb.
Ich weiß nicht wie oft wir die Wege und Straßen von Shirakawa-go abliefen und trotzdem für uns blieb es stets spannend und wir waren auch selber überrascht, dass wir stets neue Dinge entdeckten.
Auch heute kehrten wir erst bei Einbruch der Dunkelheit ins Hotel zurück, wo wir nun auch gleich unser Zimmer beziehen konnten.
Es war wirklich angenehm, dass wir einen richtigen Raum mit einem richtigen Bett hatten. Oh, das war wirklich angenehm. Wirklich ruhiger war es jedoch nur bedingt, denn auf unserem Gang war eine sehr aktive Großfamilie untergebracht und die verursachten einen gewissen Grundgeräuschpegel.
Bevor wir an diesem Abend unser Abendbrot genießen wollten, ging es ins Bad. Im Gegensatz zur letzten Unterkunft, in der wir zwar ein Gemeinschaftsbad hatten, dies durch eine Reservierung für uns allein hatte, gab es in diesem Hotel ein richtiges Onsen.
Wir machten uns gemeinsam auf den Weg, doch alsbald trennten sich unsere Wege und der konnte das Bad für sich genießen. Mich quälte dabei die Sorge, dass ich mich falsch verhalten würde und einen Fehler nach dem anderen Machte und ich übel auffiel. Doch ich war fast allein im Bad und so konnte ich es recht befreit genießen, wenngleich ich versuchte alles richtig zu machen.
Gut durchgewärmt trafen sich Eri und ich beim Speisesaal. Ich trug mein Jinbei und Eri den bereitgestellten Kimono. Damit waren wir standesgemäß bekleidet und auch die anderen Gäste waren so begleitet.
Das Essen war wieder typisch japanisch und lecker. Alles war sehr hübsch hergerichtet und meine anfänglichen Bedenken, dass die so klein anmutenden Portionen mich nicht sättigen würden, bestätigen sich nicht. Auch bekam ich wieder ein kleines Höckerchen, so dass ich in einer für mich akzeptablen Position sitzen konnte.
Nach dem Mahl ging es wieder auf Zimmer und wir genossen wieder den Trubel in den anderen Zimmer. Doch irgendwann wurde es dann doch ruhig und es konnte gut geschlafen werden.
Der nächste Tag begann ich der freudigen Erkenntnis, dass mein Traum von einem strahlend blauen Himmel und Sonne wahr geworden war. Ich konnte es kam erwarten hinaus zu kommen und dieses Wetter genießen zu können.
Doch bevor wir das Hotel verließen, gab es ein Frühstück und ich war wie jedes Mal überrascht, dass ich am Ende wirklich satt war. Zudem mundete mir es jedes Mal, auch wenn ich mich etwas nach einer Scheibe Brot mit Wurst oder Käse sehnte.
Heute hieß es bis um 10 Uhr auszuhecken. Diese Zeit nutzen wir auch bis zum bitteren Ende aus, denn im Örtchen fuhr noch kein Shuttle und alles war noch geschlossen.
Als wir das Hotel schließlich verließen, nicht ohne unser Gepäck dort hinterlegt zu haben, denn wer wollte denn schon sein ganzes Gepäck den Tag über durch die Gegend schleppen, ging es als erstes zum Shuttle der uns zum Aussichtspunkt brachte.
Oh, welch eine Pracht uns erwartete. Ich mochte mich überhaupt nicht satt sehen und ich schlug das Herz bis zum Hals die mit Schnee überzogenen Berge bei herrlichem blauen Himmel zu erleben. Durch die frühe Stunde waren es auch wirklich wenige Menschen am Aussichtspunkt und so ließ die Sicht wirklich genießen.
Zurück im Ort, zogen wir wieder unsere Runden und wie schon am Vortag staunten wir, wie anders der Ort auf uns wirkte in diesen Licht und Wetterverhältnissen. Ich kann wirklich aus ganzem Herzen behaupten, auch wenn wohl maximal 1 Tag für das Entdecken des gesamten Ortes ausreichend wäre, so würde ich keine einzelne Sekunde missen wollen und zu Verdanken hatte ich es wirklich den so unterschiedlichen Wetterverhältnissen in diesen 3 Tagen.
Ich war so glücklich.
Im weiteren Verlauf unseres Undganges entdeckte ich wieder eine Filmcrew. Dieses Mal machte man Aufnahmen vom Ort mit einem Octocopter. Ich hatte schon Videos im Internet gefunden die Shirakawa-go aus dieser Perspektive zeigte und so war es um so spannender zu erleben wie solche Aufnahmen entstanden.
Doch irgendwann ist auch die schönste Zeit vorüber und es hieß zum Hotel zurückzukehren, das Gepäck einzusammeln und sich auf zur Bushaltestelle zu machen.
Am Bus angelangt, wollte ich mein Gepäck im Bauch des Fahrzeugs unterbringen, doch der Busfahrer gab mir verstehen, dass es keinen Platz mehr gäbe. Stattdessen sollte ich mit meinem 25 Kilo Rucksack (plus 10 Kg Fotorucksack) in den Buseinsteigen und ihn dort auf einer Sitzbank deponieren. Das war jedoch einfacher gesagt als getan, denn schon ohne Gepäck hatte ich Probleme mich durch den schmalen Gang zu quetschen, doch mit Gepäck – oh, Mann, das war eine Aufgabe und eine Entschuldigungs-Orgie.
Doch auch dieses Aufgabe konnte bewältigt werden und nun war der Aufenthalt in Shirakawa-go tatsächlich vorüber und ich war froh so lange hier gewesen zu sein.
Ausnahmsweise habe ich dieses Mal 3 Tage in einem Bericht zusammengefasst. Was auch bedeutet, dass es ganze 3 Foto-Galerien gibt. Ich weiß, dass es viel gleiches zu sehen gibt, hoffe ich durch die 3 Galerien die unterschiedlichen Eindrücke und Stimmungen wiedergeben zu können.
Tag 1