Dies wurde der erste Tag in Tokyo mit wirklich überragendem Wetter. Insgesamt gesehen brauche ich mich ohne dies nicht über das Wetter zu beschweren. Kar, es ist Winter und somit immer etwas frisch. Doch die Anzahl der Sonnentage war wirklich extrem groß.
Mal wieder stand etwas auf meinem Wunschzettel auf das ich über div. Berichte im Fernsehen aber auch Internet aufmerksam gemacht worden war. Ich wollte unbedingt eine der wohl meist überquerten Kreuzungen Japans besuchen. Diese Kreuzung soll in Spitzenzeiten von bis zu 15.000 Menschen gleichzeitig überquert werden. Das musste ich gesehen haben.
Um heute der Rush-Hour zu entgehen, brachen wir etwas später auf und so wurde die Fahrt nach Shibuya vergleichsweise angenehm. Schon während der Fahrt überlegte ich, von wo man das Schauspiel der Kreuzung am Besten sehen konnte, doch ich kam zu der Erkenntnis, dass ich es abwarten musste.
Die Lösung war letztlich einfach. Direkt vom Bahnhof aus konnte man die Kreuzung gut einsehen. Angeblich sollte die Sicht vom gegenüber gelegenen Cafe besser sein, doch zum einen waren die entsprechenden Plätze immer gut gefragt und zum anderen hatte ich kein Verlangen ein Cafe zu besuchen.
Bei meinem ersten Blick auf die Kreuzung war ich schon beeindruckt, doch so brutal wie ich es mir vorgestellt hatte, war es nun doch nicht. Wir nahmen deshalb einfach an, dass die Uhrzeit zu der wir hier Ausschau hielten nicht die Beste war. So betrachteten wir das Getümmel eine Weile, stützen und dann selber hinein, um dann etwas durch die Hochhaus Korridore zu schlendern.
Bei diesem Rundgang entdeckte Eri den Zugang zu einem Manga Laden. Kurz entschlossen machten wir einen Abstecher hinein. Um es zu erreichen galt es erst etliche Etagen über Treppen in den Untergrund zu klettern. Unten angekommen sah ich mich sobald von Reihen über Reihen an Regalen mit “Comic”. Es war überwältigend diese Mengen zu sehen.
Aus dem Untergrund wieder aufgetaucht, ging es zurück zur Kreuzung und siehe da, die Anzahl der Überquerenden hatte signifikant zugekommen und trotzdem fand ich es noch nicht wirklich überwältigend. So erkundigten wir uns, was man in der Gegend noch anschauen könnte, um erneut später zurück zu kehren.
Man gab uns in der Touristeninformation den Tipp zur Takeshita Straße (englsicher Link) zu gehen und diese Fußgängerzone zu erleben. Diese Straße ist besonders beliebt bei Jugendlichen und auch für Modefirmen. Für die Firmen bildet diese Straße einen Ort, in dem sie ermitteln was zur Zeit angesagt ist und man richtet durchaus seine Strategien danach aus.
Also ging es zur Takeshita Straße. Wir waren wirklich nicht undankbar, dass wir für geraume Zeit den Menschenansammlungen entgehen konnten, doch angekommen, sahen wir uns einer noch größeren Menschenmenge gegenüber, als bei der Kreuzung. Besonders verstärkt wurde an diesem Tag die Personendichte, da es im gleichen Gebiet ein Konzert gab, die Leute in die Takeshita Straße drängten und am Abend eine der Straße illuminiert sein sollte.
So überließen wir uns wieder dem Fluß an Menschen und trieben mehr oder weniger geruhsam durch die Einkaufsstraße. So recht den Reiz konnte ich mir nicht erschließen der Geschäfte, doch das lag schlicht und ergreifend an mir, da ich dem Einkauf an sich nicht unbedingt viel Abgewinne.
Eri verschwand ab und an in dem ein oder anderen Laden und ich versuchte nicht von den Menschenmassen mitgerissen zu werden und die Szenerie auf mich wirken zu lassen und ich muss gestehen es gab wahrlich den ein oder andere sehr exzentrisch angezogenen Zeitgenossen zu sehen. Zum Fotografieren kam ich dabei nicht, denn hatte ich die Kamera einmal oben, waren sie schon wieder im Getümmel untergetaucht.
Als die Dunkelheit einsetzte erreichten wir die Straße mit den Illuminationen. Doch leider handelte es sich um eine Hauptverkehrsstraße und es war mehr als schwierig einen angenehmen Ausblick zu erhalten. Auch Fußgängerbrücken, die einen guten Blick versprachen waren keine Lösung, denn die hatte man wegen den Menschenmassen gesperrt. So blieb es beim Erhaschen kurzer Eindrücke der Straße mit seinen beleuchteten Bäumen.
Da hier reichlich Leute in den Straßen unterwegs waren, stieg die Hoffnung, dass an der Kreuzung nun deutlich mehr los sein würde. Oh, wie recht wir hatten. Schon der Weg zur Kreuzung bestand mal wieder im Treiben der Menschmassen. An der Kreuzung angelangt, gab es kaum mehr ein Vorwärtskommen. Ich sah nur ein unendliches Gewusel und Menschen, Menschen, Menschen.
Diesen normalen täglichen Wahnsinn kannte ich in Deutschland bestenfalls von Großveranstaltungen und selbst diese erreichen nicht unbedingt die Menschendichte an diesem Ort.
Wir gönnten uns erneut einen Blick vom Bahnhof auf die Kreuzung und die Mengen die sich nun über die Straße ergossen, hatten nichts mit dem zu tun was wir am Morgen gesehen hatte. Wenn die verschiedenen Ströme von Fußgängern auf der Kreuzung aufeinander prallten, verschwand die Straße und alles schlagartig unter einem Meer von Köpfen und Leibern. Ich war beeindruckt, hatte jedoch nicht das Verlangen mich dort hinein zu stürzten.
Wir zogen es stattessen vor uns wieder auf zum Hotel zu machen, denn am kommenden Tag verließen wir Tokyo und würden eine 6stündige Überlandfahrt mit dem Bus vor uns haben. Deshalb hieß es schon einmal etwas packen.