Ich habe Kyoto schon einige Male besucht und alle Besuche waren etwas ganz besonderes und spannend. Doch dieser Ausflug auf den Berg Kurama war ein besonders schöner Einblick in die Schätze dieser Stadt. Besonders gefiel mir die Harmonie aus Natur und Religion und die in die Landschaft eingebetteten Gebäude. Doch der Reihe nach.
Bislang begleitete mich immer meine Frau auf den div. Ausflügen und sie half mir so wunderbar mich nicht mit dem japanischen Transportwesen und anderen Widrigkeiten auseinandersetzten zu müssen. Denn obwohl ich nun schon etliche Male in Land der aufgehenden Sonne zu Besuch war, ist gerade die Nutzung von Zügen, Bussen usw. für mich zwar möglich, aber eher mit Stress verbunden, als eine Freude. Das beginnt mit dem Bezahlen und endet mit den verschiedenen Zuggesellschaften die einem einen Transport anbieten.
Dieses Mal konnte mich meine Frau jedoch nicht durch die Probleme schiffen und da war es sehr angenehm, dass es in Japan ein herrliches System gibt, nämlich. Hier übernehmen Menschen ehrenamtlich die Aufgabe Touristen ihr Land zu zeigen. Dies sogar kostenlos, man trägt lediglich alle am Tag anfallenden Kosten, wie z.B. Transport, Eintritt oder gemeinsames Essen.
Da dieses Angebot sehr begehrt ist und die Anzahl der Führer nicht unendlich groß ist, ist es durchaus angezeigt sich frühzeitig zu kümmern und auch dann ist es möglich, dass man nicht zusammen findet. (Für meinen Besuch in Kyoto bekam ich herrliche Unterstützung von … Visit Kansai – Free Guide in Kyoto, Osaka, Nara, Kobe and other Kansai area,)
Ich hatte Glück und konnte einen Führer bekommen, der mir ein grandiose Ziel für unseren Ausflug vorschlug und mit dem ich sogar in Deutsch sprechen konnte. Wenn man hier nicht von glücklicher Fügung spricht, dann weis ich auch nicht.
Unser Treffpunkt war in Kyoto im Hauptbahnhof. Ich hingegen wohnte in Kobe, musste also erst einmal diese Strecke allein bewältigen. Hier stand mir meine Frau wieder bei, indem sie mir eine Verbindung heraussuchte, bei der ich nicht Umsteigen musste, sondern direkt bis Kyoto fahren konnte. So kam es auch, dass die Reise wirklich als reibungslos zu bezeichnen war. Sieht man von dem Umstand ab, dass ich genau während der Rush-Hour unterwegs war und der Zug stellenweise sehr heimelig voll war. Vor intensivem Kontakt mit den mitreisenden Passagieren, sollte man wahrlich keine Angst haben. Mir wurde es ab und zu jedoch ein wenig zu viel.
In Kyoto angekommen hatte ich noch etwas Zeit und konnte durch das Gebäude schlendern. Sehr eindrucksvoll ist jedes Mal einen Teil der großen Bahnhofshalle von der man über eine schier unendlich aneinander gereihte Anzahl an Rolltreppen oder eine ebenso lang anmutende Treppe hoch und höher gebracht wird, um schließlich einen Aussichtspunkt zu erreichen, von dem man herrlich Kyoto überblicken kann.
Zum Zeitpunkt meines Besuchs, war es noch herrlich leer und so war ich alleine auf der Ruhe- und Aussichtsplattform. Als ich meine Fahrt nach unten jedoch antrat, begann sich langsam eine kleine Karawane an Touristen die Reise nach oben anzutreten.
In der Haupthalle angelangt, wurde ich sogleich von meinem Guide entdeckt und meine Sorge, dass wir uns nicht finden könnten, auch wenn der Treffpunkt wirklich eindeutig war, war verflogen.
Sogleich begann unsere Reise zu unserm Tagesziel dem Berg Kurama, der rund 45 Min. vom Stadtzentrum Kyotos entfernt liegt.
Auf der Reise zu unserem Ziel ging mir auf, dass ich nichts zu Trinken oder zu Essen dabei hatte. Ich hatte es versäumt mir etwas im Bahnhof zu kaufen. Zum Glück ergab sich beim Umsteigen in einen anderen Zug der Besuch eines kleinen Geschäftes, in dem Onigiri liebevoll von Hand zubereitet wurden. Sie sahen so lecker aus, dass ich gleich ein paar erstand.
Das mit den Getränken klappte jedoch nicht so gut. Doch ich machte mir nicht wirklich Sorgen, denn schließlich gibt es in Japan an jeder, aber auch wirklich jeder Ecke Verkaufsautomaten, wo man für einen angemessenen Preis Getränke erwerben kann. Leider erwies sich dies als eine grobe Fehleinschätzung meinerseits und es entwickelte sich zu einem großen Problem.
Der Zug der uns zum Berg Kurama brachte, war klein, hübsch und niedlich. Es war eine Art Triebwagen und hatte einen herrlichen nostalgischen Charme. So ließ sich die Anreise wirklich genießen.
Bevor wir das Gelände vom Berg Kurama betraten, machten wir einen kleinen Streifzug durch den beschaulichen Ort an der Endstation, denn auch dort gab es verschiedene Dinge zu entdecken. Besonders etliche der alten Gebäude waren sehr hübsch anzusehen.
Nach dem kurzen Streifzug begannen wir unseren Ausflug auf den Berg Kurama, der sehr bekannt für seinen Tempel Kurama-dera ist. Zudem gibt es etliche Wanderwege, um das Gebiet erkunden und genießen zu können.
Kurama-dera lag weiter oben am Berg und um den Tempel zu erreichen, war ein Aufstieg durch einen herrlichen Wald notwendig. Am Weg gab es viele Orte zum Innehalten und seinen Glauben zu leben. So war es wirklich ein sehr abwechslungsreicher Spaziergang auf dem es so viel zu genießen und entdecken gab.
Der Aufstieg war erfreulich einfach und mehr ein Genuss als eine große Anstrengung. So angenehm und genussreich der Weg auch war, ich merkte langsam, dass ich zunehmend durstig wurde. Ich hoffe auf dem Weg zwar noch immer ich könnte einen Verkaufsautomaten finden, doch dem war nicht so und so begann ich mehr und mehr abzutrocknen.
Beim Tempel angekommen begrüßte uns herrlich blühende Bäume und die sehr hübsch arrangierte Tempelanlage. Besonders gefielen mir dabei die Laternen am Hauptgebäude.
Wir verließen den Tempel und setzten unseren Weg auf einem der verschiedenen Wanderwege fort, was bedeutete den Berg weiter hinauf zu wandern. Eigentlich war es kein Problem, doch meine zunehmende Dehydrierung machte mir der Art zu schaffen, dass ich stets kurz vor einem Muskelkrampf war. Auch musste ich immer mehr Pausen einlegen und so war ich froh, als wir schließlich den höchsten Punkt erreichen und es dann nur wieder bergab ging.
Trotz meines Durstes, genoss ich die wunderschöne Natur und ich war mehr als dankbar, dass mein Guide dieses herrliche Stück Erde gewählt hatte, um es mir zu zeigen.
Bevor es wirklich abwärts ging, kamen wir noch an einem kleinen Tempel vorüber, der an sich schon herrlich in dieser Natur anzusehen war. Doch stach mir etwas anderes ins Auge, denn mitten im Wald entdeckte ich einen knall roten Feuerhydranten. Natürlich war dieser sehr sinnhaft angebracht und dennoch wirkte es etwas bizarr mitten im Nichts dieses Zeichen von Zivilisation zu finden.
So glücklich ich war, den Berg nach unten zu gehen, so anstrengend war es stellenweise, denn es war manches Mal etwas steil und ich war mehr als froh, dass es Geländer gab, an denen ich mich den Berg nach unten arbeiten konnte.
Ich muss gestehen, dass ich irgendwie froh war, als wir den Fuß des Berges erreicht hatten und es etwas einfacher wurde. Doch irgendwie war ich auch traurig diesen Berg verlassen zu müssen. Doch das traurige Gefühl wurde schnell weggewischt, als wir unser nächstes Ziel den Kifune Schrein erreichten, den man über eine kleine Treppe erreichen konnte und die links und rechts mit herrlich leuchteten roten Laternen flankiert wurde. Es war so wunderbar anzusehen, dass wir hier eine ganze Weile verweilten. Ok, natürlich auch, weil ich ein Foto ohne Menschen darin von der Treppe machen wollte.
Die Treppe zu überwinden kostete mich meine letzten Flüssigkeitsreserven in meinen Körper und heftige Muskelkrämpfe kündigten sich an. Mein Guide merkte, dass es mir wahrlich nicht gut ging und er bot sich an, im Ort einen der Verkaufsmaschinen anzulaufen, um mir etwas zu Trinken zu holen. Dieses Angebot nahm ich mehr als gerne an, denn es war mir nicht mehr möglich mehr Treppen zu steigen, bevor das Wasserproblem nicht gelöst war. können.
Nachdem ich meinen Körper mit rund 1 Liter Flüssigkeit geflutet und eine Pause eingelegt hatte, ging es mir wieder deutlich besser und wir konnten den Ort weiter erkunden, denn es gab noch zwei weitere Schreine zu sehen.
Doch auch der Ort wartete mit etwas auf, was ich bislang noch nie gesehen oder davon gehört hatte.
Der Ort lag in einem kleinen wirklich malerischen Tal, durch dem ein herrlich anzusehender Fluss führte. Hier bauten die Eigentümer div. Gaststätten mit Holzbrettern Sitzflächen über den Fluss. Schon diese Vorstellung, hier die Zeit über den Fluss schwebend verbringen zu können, wirkte auf mich wirklich attraktiv. Doch dachte man an den japanischen Sommer, der durchaus mit 33-38 Grad hatte und mit 100 Prozent Luftfeuchtigkeit einher kommt, macht solch einen Ort, wo man die herrliche Kühle durch den Fluss erfahren kann, noch viel attraktiver.
Dem Hörensagen nach, soll solch ein Platz nicht ganz günstig sein, doch irgendwann würde ich es einmal ausprobieren wollen und hier ein wenig Zeit verbringen. Doch ob ich dies jemals in die Realität umsetzten werde bleibt fraglich, denn ein Besuch im Sommer ist nicht oben auf meiner Wunschliste, denn die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit sind einfach zu heftig für mich.
Da wir schon einiges an Anstrengungen hinter uns gebracht hatten, war es mittlerweile angesagt eine Kleinigkeit zu Essen. Wir entschieden uns für ein kleines Restaurant in dem uns Soba angeboten wurde. Ich hatte etwas Sorge, dass das Angebot wie in Deutschland in touristisch beliebten Orten wäre, teuer und nicht so gut, doch beides erfüllte sich nicht. Das Soba war lecker und ich fühlte mich herrlich gestärkt nach diesem Mahl.
Im Anschluss besuchten wir noch 2 weitere kleinere Schreine, von denen jeder seinen eigenen Charme hatte und die einen sehr harmonischen Ausklang für einen so grandiosen Tag bildeten.
Nun hieß es die Rückreise nach Kobe anzutreten, was bedeutete erst einmal nach Kyoto zu fahren. Dazu bedienten wir uns anfangs eines Busses und später der Bahn.
Aki mein Guide machte sich bis zum Ende große Gedanken, dass ich gut und sicher zurück nach Kobe käme, was ich wirklich sehr nett fand. So überlegte er etwas und fand Schließlich eine wirklich Möglichkeit zügig zurück zu Fahren.
Für die Fahrt von Kyoto nach Kobe nutzen wir zusammen einen Super Rapid. Das bedeutete schnell vorwärts zu kommen und mein Guide und ich konnten noch geraume Zeit zusammen in Richtung Kobe gemeinsam reisen.
Dass der Zug gut gefüllt mir Fahrgästen war, brauche ich wohl kaum mehr erwähnen.
Nachdem Aki den Zug verlassen hatte, begann ich zu überlegen wie ich meinen Zielbahnhof erreichen konnte, denn Super Rapids hielten nicht an meinem Bahnhof. Ich musste den Zug wechseln. Dank Poket-Wifi nahm ich Kontakt mit meiner Frau auf und sie suchte mir einen Bahnhof heraus, an dem ich den Zug wechseln konnte.
Der Wechsel klappte dann auch reibungsloser als gedacht, wenngleich mich der Bahnhof, seine Ausschilderung usw. vor ein paar Probleme stellte.
Ich landete schließlich in einem „lokalen“ Zug was zwar bedeutete deutlich länger zu Fahren, da er an jedem Bahnhof anhielt, doch einen Rapit fand ich auf die Schnelle nicht. Doch es war nicht tragisch, dass ich nun gemütlich nach Kobe bummelte, denn ich konnte mich in die Sitzbank versinken lassen, mich erholen und den Tag Revue passieren lassen. Dabei kam ich zu der Erkenntnis, dass ich wirklich Glück mit meinem Guide gehabt hatte und das besuchte Reiseziel meinen Wünschen und Interessen sehr entgegen gekommen war und somit der Tag mehr als ein voller Erfolg gewesen war.