Ja, heute war es im Grunde nur ein Fahrtag an dem wir von Nagoya nach Tokyo reisten.
Mit dem Shinkansen (jap. Hochgeschwindigkeitszug) wär es wohl nur ein Hüpfer von 90 Minuten gewesen, doch damit hätten wir auch einen kräftigen Anschlag auf unsere Reisekasse unternommen worden. Daher hatten wir uns für die Fahrt via Überlandbus entschieden, was mir Einblicke in das Japanische Buswesen und Raststatten einräumte, was ich wirklich sehr spannend fand.
Eri hatte mir schon prophezeit, dass mir die Servicestationen gefallen würden, doch so recht zutreffend ist das Wort “gefallen” nicht. Ich bin begeistert.
Es dauerte rund 120 Min. bis wir unseren ersten Halt an einer der Servicestationen einlegten. Leider war der Halt mit 15 Min. mir etwas zu kurz, doch auf späteren Busfahrten hatten wir sogar nur 10 Min.
Um auf den Punkt zu kommen. Natürlich ging es erst einmal auf die Toilette. Die war groß, seeehr groß – sauber, sauber, sauber – und kostenlos. Was soll man mehr sagen.
Nach diesem notwenigen Besuch gab es mein persönliches Heighlight. Neben der eigentlichen Servicestation, in der man auch reichlich Leckereien erwerben konnte, gab es viele kleine Stände an denen die Händler selbst hergestellte Speisen vertrieben. Da gab es die verschiedensten Dinge und es fiel schwer sich überhaupt entscheiden zu können. Ich fühlte mich wie im Himmel und kaufte mich etwas durch die Stände.
Nach diesem Hochgefühl verpasste ich mir noch meine persönliche Horrervision.
Was war geschehen. Eri und ich hatten festgestellt, dass wir noch 5 Minuten zum Herumstromern hatten. So trennten wir uns und wollten uns wieder am Bus treffen. Ich konnte meine Erledigungen etwas zügig hinter mich bringen und war auf dem Weg zum Bus, als ich ihn vom Rastplatz fahren sah.
Mir wich alles Blut aus dem Gesicht und dem Kopf. Ich starrte auf meine Uhr – war sie falsch eingestellt – Panik stieg in mir auf und ich sah das Gepäck und alles auf unwiderruflich verschwinden.
Kurze Zeit später tauchte Eri auf und ich teilte ihr das Erlebnis mit. Sie schaute etwas verdutzt, meinte dann aber, dass dort, und sie wies auf einen anderen Bus, unser Gefährt noch stehen würde.
Mir fielen nun war alle Steine vom Herzen, die sich Zentner schwer auf meinem Herzen aufgehäuft hatten. Der Schrecken saß aber so tief, dass es mir noch eine geraume Zeit nicht wirklich gut ging.
Im Bus lernte ich, dass man nicht einfach losgefahren wäre, denn alle Passagiere wurden durchgezählt und fehlte einer, wurde gewartet. Gut zu wissen.
Als wir uns Tokyo näherten, nahm der Straßenverkehr deutlich zu, bis er schließlich ganz zum Erliegen kam. So fuhr der Busfahrer schließlich eine außerordentliche Haltestelle an und er bot den Fahrgästen an hier den Bus zu verlassen, um mit anderen Transportmittel weiterzureisen.
Wir blieben sitzen und handelten eine einstündige Verspätung ein. Doch das war mir lieber, als das ganze Gepäck irgendwo durch die Stadt zu wuchten.
In Tokyo hieß es dann via öffentlichem Nahverkehr zu unserer Unterkunft zu kommen. Das wurde nicht so witzig, denn alles war voll, wenngleich ich gestehen muss, das Wort “voll” sollte für mich später während der Zeit in Tokyo einen neue Definition erhalten.
Das einzig positive war, dass mir ein Wunsch erfüllt wurde. Wir verwendeten eine Bahnlinie namens “Yamanote Line” und das hatte ich mir sehr gewünscht. Warum wollte ich mit dieser Linie fahren, also der Grund ist wirklich etwas verrückt oder dämlich.
Seit nun ein paar Jahren höre ich mit wachsender Begeisterung die Hörbücher und Abenteuer von Perry Rhodan (Science-Fiction-Serie). Vor kurzem begann ich “Perry Rhodan – Neo” zu hören.
Im Verlaufe der Geschichte hatte es einen der Charakteren namens Tako Kakuta auf einen Planeten verschlagen. Dort solle Tako einer Frau ein Lied vorsingen. Mangels eines gesanglichen Talents und der Tatsache, dass er kein Lied kannte, sang der das “Yamanote Line Lied”. In dem alle Haltestellen in einem kleinen Liedchen aneinander gereiht gesungen wurden.
Genau dieses war dann auch der Grund, warum ich zumindest ein Mal mit der “Yamanote Line” fahren wollte.
Hätte ich gewusst, dass diese Linie eigentlich gerne und viel gut besetzt ist, hätte ich es mir vielleicht anders überlegt, so ertrug ich es mit der Vorstellung, dass ich mir diesen kleinen Wusch erfüllt hatte. War dennoch froh, als ich schließlich samt Gepäck dem Gewusel entgehen konnte.
Die nächste Bahn war zwar nur geringfügig besser, doch irgendwann freut man sich halt auch über kleine Erleichterungen.
Ich war schließlich froh, den öffentlichen Nahverkehr hinter mir zu haben und nach einem etwa 10minütigem Fußweg war unser Hotel – Jugendherber-Stiel – erreicht.
Puhhh … was für ein Tag … Halt – “Eigentlich nur ein Fahrtag”.