Wir dachten, dass wir uns früh genug nach Ise und dem Schrein dort auf den Weg gemacht hatten. Am Bahnhof angekommen deckte sich diese Idee auch noch mit der Realität. Als wir jedoch den Schrein erreichten, mussten wir einsehen, dass wir nur ein Tröpfen im großen Fluss der Besucher waren.
Der Schrein von Ise ist einer der bedeutendsten und wichtigsten Heiligtümer des Shintoismus in Japan. Dies ist schon einer der wichtigsten Gründe, warum dieser Ort so populär für Besucher ist. Doch in diesem Jahr kommen noch gleich zwei weitere bedeutende Ereignisse hinzu.
Nach bestimmten Zeit Rhythmen, die durchaus von Schrein zu Schrein unterschiedlich ist, wird für den Gott ein neues Gebäude erbaut. In dieses Gebäude wird umgezogen (es wird Sengū genant) und dies ist ein wahrlich heiliger Akt. In diesem Jahr zieht nicht nur ein Gott um, sondern derer zwei, wobei bei dem einen wohl 60 Jahre seit dem letzten Umzug vergangen waren und dem anderen 20 Jahre. Dass diese Ereignisse genau auf ein Jahr fallen, ist sehr besonders und lockt die Besucher und Gläubigen in Heerscharen an den Ort des Ereignisse.
Dass diese Menschenmengen für mich im Grunde schon eine kleine Einstimmung bilden sollten, auf das was später noch über mich hereinbrechen sollte, konnte ich nicht Ahnen.
Beim Spaziergang durch die Anlage des Schrein, der herrlich in einen Wald eingebettet war, war es für mich erstaunlich zu sehen was alles Kraftquellen für die Besucher bildeten. So wurden die Bäume berührt, Hände über Steinansammlungen gehalten und mehr. So manchem Baum konnte man wirklich ansehen, dass viele Menschen ihn schon berührt hatten.
Als wir einen der neuen für den Gott errichteten Gebäude erreichten, bildeten sich wirkliche Schlangen. Hier war es auch das erste Mal, dass man nicht fotografieren durfte, was ich wirklich verstehen konnte.
Was beim Durchstreifen der Anlage auffiel, dass der Baustile der Gebäude sich doch deutlich von denen unterschied, die ich bislang auf meinen Besuchen gesehen hatte. Er zeichnete sich durch seine klaren Strukturen und “Einfachheit” aus. Es gefiel mir ausgesprochen gut.
Später erfuhr ich, dass dieser Baustil nicht kopiert werden durfte oder außerhalb des Schreis Anwendung finden durfte. Das erklärte die Einmaligkeit des Stils.
Im Verlaufe des Rundgangs schafften wir es kurz den Menschenmengen zu entfliehen und wir schlenderten durch den Wald mit seinen herrlich schönen und wuchtigen Bäumen. Doch irgendwann ließ es sich nicht vermeiden, und es ging wieder zurück zu den Menschenmassen.
Bislang hatten wir uns Gekū angesehen. Um zum anderen Teil, der Naikū genannt wird, mussten wir uns einem Bus anvertrauen. Puhhh, das wurde wieder voll und eng war es alle mal. In Naikū angekommen, ging es nicht gleich zum Schrein, sondern in die dort befindliche Shopping und Ess-Straße.
Oh, man ich hatte gedacht ich hätte schon gelernt was viele Menschen so bedeuten, doch hier erreichte es eine neue Dimension. Ich sah nur Köpfe und zu den Essens, oder Einkaufsständen vorzudringen war wirklich ein kleiner Kampf. Das fand ich schade, denn diese Straße war wirklich sehr nett hergerichtet und vermittelte mir eine Idee wie solche eine historische Straße ungefähr hätte aussehen haben könnte. Ab und zu gelang es mal an die Geschäft vorzudringen, oder mal einen Essenstand ins Auge fassen zu können. Natürlich bekam ich dann gleich hunger und schließlich kauften wir uns eine Kleinigkeit. Entflohen dann jedoch von den Menschenmassen und wählten einen netten Sitzplatz an einem Fluss, der nur wenige Meter entfernt seien Weg suchte.
Frisch gestärkt ging es nach Naikū. Dort ging es unweigerlich wieder zurück in den Menschenstrom und es war nicht die dümmste Idee einfach sich mit ihm treiben zu lassen. Ab und zu konnte man entfliehen und dann wurde gleich die Gelegenheit zum fotografieren genutzt.
Auch Naikū bot viele Einzelgebäude, die alle irgendwie recht ähnlich waren, und dennoch durch die Lokalität ihren eigenen Charme entwickelten.
Einmal hatten wir dann Glück, denn uns begegnete ein Brautpaar, welches seinen besonderen Tag an diesem Tag genoss. Sie sahen wirklich sehr glücklich aus und genossen das hier sein allem Anschein sehr.
Gegen Ende unseres Rundgangs schnappte Eri von einem Guide auf, dass in einem am Weg befindlichen Baum und Büsche ein Gott leben sollte. Ich nahm diese Anregung auf, blieb stehen, hielt meine Hand über die Stelle, um die Energie des Gottes auf mich zu übertragen. Eri schaute mich an und meinte, ich sollte mit dem Unfug aufhören, dies sei doch kein Energie Platz. Ok, ich hörte auf, doch irgendwie hatte ich alle mir nachfolgenden Menschen inspiriert und jeder der kam, hielt nun seine Hand in selber Art und Weise über den Ort und nahm die Energie in sich auf. Hatte ich nun einen neuen Energie-Pool entdeckt?
Von der Anlage des Schrein ging es wieder zurück zur Einkaufsstraße. Ich hegte die Hoffnung, auf Grund der fortgeschrittenen Zeit, vielleicht etwas mehr zum sehen zu bekommen. Ich wurde nicht enttäuscht und so hielten wir uns direkt nochmal längere Zeit in diesem Gebiet auf.
Den Abschluss unseres Tages bildete ein besonderes Abendessen. Es sollte Matsusaka-Rindfleisch (eng. Link) geben, welches auf der selben Stufe anzusiedeln ist wie Kobe-Rindfleisch. Also es sollte wieder ein besonders Mahl werden.
Dazu hatte Eri von Bekannten Empfehlungen bekommen wohin man am Besten hier in Ise gehen sollte. Also steuerten wir das Lokal direkt an und waren auch froh direkt ein Plätzchen bekommen zu lassen.
Das Essen wurde im BBQ Style angeboten. d.h. im Tisch gab es einen kleinen Grill und man bekam alles was man so bestellte roh und musste es nur noch grillen. Somit wurde es nicht nur ein kulinarisches Erlebnis, sondern auch eine nette Zeit, wo man mit grillen und essen Beschäftigt war.
Ich gebe zu von der Rechnung durfte man sich nicht fürchten, denn zum Schnäppchenpreis gibt es dieses Rindfleisch einfach nicht. Doch wir wussten es und so wurde uns der Genuss im Nachhinein nicht verdorben.
Von Ise ging es via Bahn zurück nach Matsusaka, wo wir unser Unterkunft hatten.