Im Laufe des vergangenen Jahres waren mir allerlei Fotos aus Japan und Kyoto im speziellen untergekommen. Dabei war eines, welches mir besonders gefiel. Es zeigte einen Bambus Hain so herrlich und schön, dass für mich feststand, dass ich ihn auf jeden Fall auch besuchen wollte. Vor allem wollte ich einmal sehen in wie weit Foto und Realität übereinstimmten.
So saßen wir schon relativ früh im Zug und traten unsere Fahrt in Richtung Wäldchen und den ebenfalls dort zu findenden Sehenswürdigkeiten an und obwohl wir verhältnismäßig früh dran waren, teilten wir das Gefährt mit allerlei anderen Personen die das selbe Ziel zu haben schienen wie wir.
Als der Zug ankam und er nach der Weiterfahrt doch recht leer war, bestätigte sich meine Vermutung und wir bewegten uns mit dem Tross hinaus aus dem Bahnhofsgebäude.
Dort wurden wir von wir sogleich von Rikscha Fahrern in Empfang genommen. So ziemlich jeder wurde angesprochen, ob man nicht eine Fahrt unternehmen wolle. Jedoch nicht wenn ich bei ihnen vorbei kam, dann senkten sich die Augen etwas verschämt in Richtung Boden. Man wagte es nicht mich um eine Fahrt zu bitten. Ach, was musste ich grinsen.
Ich dachte noch immer über diese kleine Episode nach, als mir ein paar Meter weiter ein herrlicher Duft in die Nase Kroch und schon sah ich es, einen kleinen Laden der leckere Kleinigkeiten zum Verzehr anbot. Zumeist handelte es sich um Fisch, es gab aber auch etwas vom Huhn. Eri und ich konnten beim besten Willen nicht wiederstehen und erwarben ein bisschen Huhn. Oh, wie lecker das war. Die Begeisterung dafür begleitete uns noch den ganzen Tag.
Doch irgendwie drängte es mich den Bambus Hain zu erreichen. Also ging es weiter. Als wir schließlich in eine Nähe kamen, nahm die Anzahl der Besucher doch deutlich zu und es gab die ein oder andere sehr umfangreiche Menschentraube zu umschiffen.
Es bogen neben uns durchaus ein paar Leute in den Hain ab und alleine war man dort wirklich nicht, dennoch war es nett. Enttäuscht war ich nicht, doch war der Hain viel kleiner als erwartet und das Foto welches mich veranlasst hatte zu kommen, konnte ich nicht nachvollziehen und das lag nicht daran, dass im Foto keine Menschen zu sehen waren, dafür gab es schließlich Mittel und Wege. Ich schaffte es auch nicht herauszufinden wo das Bildchen geschossen worden war.
So konzentrierte ich mich alsbald wieder auf all die anderen hübschen Dinge, so wie einen kleinen Schrein, der bei Mädchen sehr beliebt war. Dort konnte man sich nämlich einen guten, hübschen Partner wünschen. Ich denke, das an der Ernsthaftigkeit, in der man an die Erfüllung glaubte, keine Zweifel gab.
Als wir den Hain wieder verließen, hatte ich wirklich großes Glück. In Kyoto ist es durchaus nicht unüblich, dass sich Gäste Kimonos ausliehen und so begleitet ihren Ausflug durch die Stadt starteten. Zwei so begleitete junge Damen bekam ich zu sehen und ich genoss es sie zu beobachten, wie sie bestaunt wurden und mit Genuss durch den Ort liefen.
Obwohl der Stadtbezirk (Ukyō) einiges an Menschen aufwies, entdeckte Eri eine kleine Ecke die mir wahrlich gut gefiel und ganz Menschenleer waren. Man nannte es wohl Kimono-Wald. Hier hatte man verschiedene Kimono-Stoffe in Glasröhren gepackt und diese aufgestellt. Mir gefiel es wirklich sehr gut und ich war froh, dass wir es aufgesucht hatten.
Auf dem weiteren Weg erreichten wir schließlich einen Fluß über den hinweg sich ein netter Blick auf die Umliegende Hügelkette ergab und bei dem schönen Sonnenschein lud es ein, sich niederzulassen und die Umgebung zu genießen. Lange währte der Stop nicht, denn es war durchaus frisch, trotz der wärmenden Sonnenstrahlen.
Den Abschluss unseres Aufenthaltes bildete der Besuch eines Buddhistischen Tempels (Tenryū-ji). Schon der Zugang zum Tempel erlaubte es uns andere Gärten und Gebäude zu betreten und zu sehen. Doch meist waren sie kurz hinter dem Tor abgesperrt, so dass sich nur ein kleiner Blick erhaschen ließ, doch selbst die waren es wert nicht ein einziges Gebäude auszulassen.
Wie sich herausstellte war der Tempel zu großen Teilen wegen Renovierung geschlossen. Da es jedoch einen Park geben sollten, bezahlten wir trotzdem und starteten unseren Rundgang durch die Anlage. Natürlich merkte man immer, dass der Herbst schon vorüber war und die Natur langsam in den Winterschlaf versank und dennoch, die gartenarchitektur war beeindruckend und es wurde der Phantasie überlassen wie üppig und herrlich die Anlage im Frühling aussehen.
Wir verbrachten schließlich mehr Zeit im Garten, als wir selber erwartet hatten, doch langsam begann sich wieder die Dunkelheit auf die Stadt zu legen und so traten wir unsere Fahrt in Richtung unserer Unterkunft an.
Während wir in der Bahnsaßen und darüber nachdachten, was wir denn zu Abend essen sollten, entdeckte Eri ein “Kuru Kuru Sushi” – also ein Sushi Restaurant bei dem die Tellerchen mit den Leckereien stetig auf einem Laufband vor der Nase vorbei fuhren, und dies ohne Unterlass.
Also verließen wir den Zug und nahmen als bald unseren Platz im Restaurant ein. Doch bevor wir zu Essen beginnen konnten, erlaubte ich mir noch einen kleinen Patzer. Natürlich war ich auch für dieses Restaurant und die Sitzgelegenheit etwas zu üppig dimensioniert. Ich hockte mich und dabei verrückte ich die gesamte Sitzbank inklusive des dort sitzenden älteren Herrn. Der, ob wohl ich die Bank rund 30 cm versetzt hatte, nichts davon mitbekommen hatte und sich etwas wunderte wofür ich mich entschuldigte.
Danach begann das futtern und wenn mal nichts leckeres auf dem Laufband vorüber kam, oder uns einfach nach etwas anderem als dem Angebotenen der Sinn stand, bestellten wir es und es wurde kurzer Hand produziert und wurde auf einem zweiten express Band angeliefert.
Der gesamte Genuss kostete auch nur 100 Yen – akt. 75 cent – pro Tellerchen, was den Verzehr noch angenehmer machte, ohne dass die Qualität irgendwie darunter gelitten hätte.
Vom Suhi Restaurant ging es noch kurz in ein 100 Yen Geschäft, dort wurde fürs Frühstück eingekauft. Bevor wir jedoch den Laden betraten, kamen wir an einer gewaltigen Batterie an “Kaugummi Automaten” vorüber, die jedoch keine Kaugummis beinhalteten, sondern allerlei Krimskrams und Figuren.
Diese Automaten fand man aller Orten, doch in solch einer geballten Form hatte ich persönlich sie noch nie gesehen.
Nach der Erledigung aller Einkäufe ging es weiter in Richtung Hotel und wir hatten diesbezüglich richtig Glück, denn am Bahnhof des Kuru Kuru Sushi, gab es eine U-Bahnstation die uns direkt, ohne Umsteigen bis zum Hotel brachte. Ok, einen Sitzplatz gab es nicht, denn selbst im normalen Verkehr war die Bahn relativ voll.