Einen Urlaub in Japan, ohne einen Besuch von Kyoto, das ist zumindest für mich fast undenkbar. Besonders da diese Stadt so viel zum Entdecken anbietet, dass ein Menschenleben durchaus knapp bemessen ist, um alle Orte aussuchen zu können. Wegen der vielen Besuche der Stadt wird es jedes Mal ein bisschen schwieriger einen Ort zu finden, den ich besuchen möchte, denn um die großen und kleinen Geheimtipps zu finden, bedarf es durchaus Glück und Hartnäckigkeit. So war ich froh, dass meine Frau, die eine wahre Künstlerin beim Finden im Internet ist, mich auf ein paar spannende Orte aufmerksam machte. Auf diese Weise fiel die Entscheidung zwischen meinem Guide und mir, dass wir in diesem Jahr den Sanzen-in Tempel besuchen wollten.
Was mich genau erwarten würde, wusste ich nicht, ich wollte mir aber auch nicht die Spannung nehmen und erkundete das Internet nicht nach genaueren Daten oder gar Bildern.
Zu meiner großen Freude und Erleichterung hatte sich mein ehrenamtlicher Guide, mit dem ich schon im vergangenen Jahr die Stadt erkundet hatte, auch in diesem Jahr bereit erklärt mich zu führen. Dies freute mich extrem, denn ich hatte den Ausflug mit ihm so sehr genossen. So freute ich mich noch mehr auf diesen gemeinsamen Ausflug.
Die Fahrt nach Kyoto mit dem Zug hatte ich wieder so gestaltet, dass ich zwar nicht schnell mein Ziel erreichte, sondern so, dass ich nicht Umzusteigen hatte und nicht das Risiko bestand, irgendwo zu stranden. Diese Taktik zahlte sich aus und mit einem Sitzplatz war es ohnedies kein Problem die Fahrt zu bewältigen und zu genießen. Dass der Zug dennoch stellenweise bis zum Bersten voll war, war natürlich klar, denn ich war wieder in der Rush-Hour unterwegs.
Ich war erneut etwas früher in Kyoto, denn ich wollte einmal andere Bereiche des Bahnhofs erkunden, denn bislang hatte es mich immer nur zur Aussichtsplattform verschlagen. Leider wurde nichts daraus, denn ich war mit 7 Uhr wohl so früh da, dass die Rolltreppen usw. alle noch gesperrt waren und somit eine Erkundung nicht möglich war.
Dennoch verging die Zeit wie im Fluge und das Treffen mit dem Guide verlief auch ohne jede Hemmnisse.
Lange hielten wir uns nicht auf, denn die Fahrt bis zum Sanzen-in Tempel war etwas länger, da er sich nicht im Stadtzentrum, sondern außerhalb der Stadt befand.
Wir bewältigten einen großen Teil der Strecke mit der U-Bahn und das letzte Teilstück mit dem Bus. Wenngleich die Fahrt wenig Aufregendes zu bieten hatte, erschrak ich mich einmal doch ordentlich.
Wir wechselten gerade vom Zug zum Bus. Als wir aus dem Untergrund die Haltestellen der Busse erreichten, sah ich eine gigantisch Lange Menschenschlange, die zumeist aus jungen Leuten bestand. Sollte ich schätzen, wie lang diese Schlange war, hatte ich das Gefühl, dass 200 Meter dem wohl angemessen war. Ich fürchtete nun schon, dass wir uns zum Ende dieser Schlange bewegen müssten und lange, sehr lange warten durften, bis unsere Fahrt begann.
Diese Befürchtung trat zum Glück nicht ein, sondern wir liefen eine andere Haltestelle an, bei der wir sogar fast ganz allein waren.
Ich erkundigte mich bei meinem Guide, was es mit dieser Schlange auf sich hätte und ich erfuhr, dass dies alles Studenten auf dem Weg zu ihrer Uni waren. Sie warteten alle schön brav, bis ein Bus kam, dann konnten vielleicht 20-30 Personen einsteigen und die Schlange verkürzte sich nicht wirklich. Etwa 2-3 Min. später kam der nächste Bus und wieder wurde dieser Bus gefüllt und dies ging ohne Unterlass so weiter. Zudem konnte man davon ausgehen, dass sich dieses Spiel jeden Morgen so wiederholte. Ich empfand das als wahren Wahnsinn.
Dass wir die Innenstadt Kyotos verlassen hatte, merkte ich spätestens auf der nun folgenden Busfahrt, denn die ganze Umgebung wirkte sehr ländlich und die Ansiedlungen wurden immer spärlicher.
An der Zielhaltestelle angelangt, begann sogleich unser Spaziergang in Richtung Tempel. Der Weg führte uns einen Hügel hinauf und später durch ein kleines Tal, durch das sich ein kleiner Bach schlängelte.
Am Weg selber befanden sich div. Geschäfte in denen sich der Besucher mit Souvenirs versorgen konnte, die zumeist aus lokalen Lebensmitteln bestanden. Ich muss gestehen, ich überlegte schon jetzt, ob ich später das ein oder andere erwerben sollte. Es gab nämlich verschiedenste eingelegte Gemüsesorten und von denen war ich ein großer Fan.
Der Spaziergang war nicht sonderlich lang und so erreichten wir das Tor, welches uns den Zugang zum Sanzen-in Tempel ermöglichte erstaunlich schnell. Bis jetzt hatte ich noch immer keine Idee, welch grandioses Erlebnis nun auf mich warten würde.
Nach dem Entrichten der Zutrittsgebühr, ging es in den Tempel und seine Gebäude. Hier hieß es Schuhe ausziehen und den Besuch zu beginnen.
Schon nach kurzem Schlendern durch die Gänge, erreichten wir einen größeren Raum, von dem ich einen Blick in einen Garten hatte. Ich war so verzückt, dass ich nicht wusste, wohin ich als erstes sehen sollte. Diese an ein Gemälde erinnernde Gartenanlage fesselte mich vollständig und da auch kaum Besucher anwesend waren, konnte der Ausblick ohne Einschränkungen, genossen werden.
Besonders verzückt mich, dass ich mich ja in einem Haus befand, wo die Außenwände so weit zur Seite geschoben worden waren, dass ich das Gefühl hatte, mich direkt im Garten zu befinden. Das ist wirklich ein wunderbares Erlebnis.
Ich war bis jetzt der Annahme, dass dies schon das Highlight dieses Tempels sei, doch da hatte ich mich mehr als getäuscht, denn es ging noch besser. Viel besser!
Von diesem Garten, führte uns der Weg weiter durch die div. Gebäude, bis wir schließlich den Ausgang erreichten. Von dort konnte ich auf weitere Teile der Gartenanlage blicken und ich hatte überhaupt keine Idee wohin ich zu Erst blicken soll.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich auf diesen herrlichen Garten eingelassen hatte und ich nun zunehmend mehr und mehr die grandiose Gartenkunst und Natur genießen und erkunden konnte. Besondere Begeisterung fand bei mir die mit Moos überzogenen Flächen. Dabei hatten die verschiedenen Moose unterschiedliche Farben, was die Flächen auflockerte und noch attraktiver machte.
Irgendwann erreichten wir das herausragendste Highlight des Gartens, weswegen wohl die meisten Besucher diesen Ort aufsuchten. Es handelte sich dabei um kleine Skulpturen, die wie in die Mooslandschaft eingebettet wirkten. Es war wirklich zu herrlich die div. Skulpturen zu entdecken und zu sehen wie unterschiedlich sie in die Landschaft eingepasst worden waren.
Dies war auch der einzige Ort, an dem sich die Besucher ein wenig stauten, denn jeder wollte diese kleinen Kerle unbedingt als Foto mit nach Hause nehmen.
Für mich selber war dieser Teil des Gartens lediglich ein Teil einer wunderbaren Anlage, in der ich hätte bestimmt mehr als nur einen Tag hätte bleiben wollen.
Im weiteren Verlauf änderte sich die Gestaltung etwas, was wieder andere Eindrücke und Gefühle vermittelte.
Auch wenn wir uns wirklich Zeit bei unserem Rundgang ließen, war es kaum möglich all die verschiedenen Facetten und Eindrücke in sich aufzunehmen.
Auch wenn ich die gärtnerische Leistung mehr als genoss, war ich immer froh, dass es Abwechslung durch die div. großen oder kleinen Skulpturen gab, die über die Anlage verteilt worden waren.
Besonders gefielen mir ein paar Skulpturen, die oberhalb eines kleinen Bachlaufs aufgereiht worden waren und die von verschieden großen Steinen umrahmt wurden. Sie bildeten einen herrlichen Kontrast zu jenen Figuren, welche ich zu vor von Moos umgeben gesehen hatten.
Zu meinem aller größten Leidwesen, näherte sich der dieser Besuch langsam seinem Ende. Mittlerweile nahmen auch die Anzahl an Besuchern zu, was das fotografieren ein wenig erschwerte. Doch dem Genuss an der Anlage tat dies keinen Abbruch.
Als wir schließlich den Sanzen-in Tempel verließen, stellte sich die Frage, ob wir wieder die Rückreise in die Innenstadt antreten würden, oder noch die anderen hier befindlichen Tempel aufsuchten. Ich entschied mich für einen weiteren Besuch, was eine meiner besseren Ideen war. Doch dies ist eine andere Geschichte.