Wir hatten gerade den Besuch des Sanzen-in Tempel beendet und machten uns auf den Weg die anderen Tempel in der näheren Umgebung aufzusuchen. Dabei musste ich mich jedes Mal entscheiden, ob sich ein Besuch lohnt oder nicht, ohne jedoch viel von den Tempelanlagen selber sehen zu können. Mit entsprechend viel Unsicherheit verneinte ich den einen oder andern Besuch, doch schließlich entdeckte ich ein Tor durch das mir herrliches Grün entgegen leuchtet und welches mich förmlich einzuladen schien. So kam es, dass wir den Hosen-In Tempel besuchten.
Nachdem der Obolus für den Zutritt entrichtet war, durchschritten wir das Tor und obwohl alles sehr hübsch anmutete, war ich nicht so begeistert wie beim Sanzen-in Tempel.
Etwas verunsichert, wo es zu erst hingegen sollten, entschieden wir uns den kleinen Garten näher in Augenschein zu nehmen. Es dauerte dabei nicht lange, dass meine flache Begeisterungskurve unvermittelt steil anzusteigen begann und ich von einem begeisterten Gefühl zum nächsten schwebte, als ich den Steingarten dieses Tempels entdeckte.
So klein dieser Steingarten auch war, so genial und ansprechend war er für mich. Die Vielzahl an Gestaltungselementen erschlug mich förmlich und ich konnte mich die gesamte Zeit kaum entscheiden, wohin mein Blick als erstes wenden sollte.
Auch fotografisch stellte mich dieser Garten vor eine fast unlösbare Aufgabe, denn bis zum Ende hatte ich kein angemessenes Konzept gefunden, wie ich dieses grandiose Gartenkunstwerk einfangen konnte. So knipste ich einfach und hoffte, schon etwas brauchbares zu Stande zu bekommen. Sicherlich hätte ich mit viel Zeit und der Möglichkeit mich auf dieses Stück Landschaft einzulassen, bessere Ergebnisse erzielt, doch dies war leider nicht möglich.
Wir durchliefen den Steingarten gleich mehrere Male und auch mein Guide fand dieses Stück von Menschenhand geschaffener Natur außerordentlich attraktiv.
Nach ausgiebigen Genuss des Gartens, gingen wir in das im Tempel befindliche Gebäude. Hier sollte es grünen Tee (Matcha) geben.
Nach kurzem Weg erreichten wir einen großen Raum, in dem es einen herrlichen Blick direkt in den Garten gab. Dort saßen schon etliche Besucher und genossen ihren Tee mit der sehr meditativen Aussicht.
Auch uns wurde der Tee angeboten, doch scheute ich mich das Angebot anzunehmen, denn ich hätte mich auf den Boden setzen müssen und dies war mir nicht möglich. Ich konnte einfach nicht auf japanische Weise sitzen, geschweige denn, später wieder aufstehen.
Doch für dieses Problem gab es eine Lösung. Für Menschen wie mich, gab es kleine Hocker. Sie wurden sofort herbei gebracht und so konnte auch ich mich setzen und den angebotenen Tee und ein Mochi mit dem Blick in den Garten genießen.
Wie gesagt, befanden sich neben uns schone eine ganze Reihe anderer Menschen hier und so war es mir nicht möglich die herrliche Atmosphäre mit einem Photo einzufangen, was mich ein wenig wehmütig stimmte.
Wir hatten gerade unser Mochi verspeist und den Tee getrunken, als sich eine Schulgruppe über den Raum ergoss und er mehr als voll war. Was Anfangs als Nachteil erschien, erwies sich als echter Glücksfall. Denn nachdem die Gruppe den Tee genossen und viele Erläuterungen zum Gebäude usw. erhalten hatten, verließen sie es und mit einem Schlag war der Raum fast vollständig leer.
So war es mir unverhofft möglich, doch noch die Atmosphäre dieses Raumes einzufangen. Ich war wirklich glücklich und beseelt. Es blieb nun jedoch nur zu hoffen, dass ich bei der Umsetzung des Bildes ein glückliches Händchen bewies.
Mit dem Besuch des Hosen-in Tempel endete auch der Ausflug und wir traten die Rückreise in die Innenstadt an.
Während wir die Herfahrt mit Bus und U-Bahn bewältigt hatten, führten wir die Rückfahrt nur mit dem Bus durch, was wirklich eine lange Fahrt bedeutete, aber auch allerlei Eindrücke von den äußeren Stadtbezirken Kyotos eröffnete, was ich sehr attraktive Möglichkeit empfand etwas mehr zu sehen.
Am Hauptbahnhof angelangt, gönnten wir uns beide noch ein Mahl, nach diesem langen und sehr eindrucksvollen Tag. Wir hatten uns entschieden Ramen zu genießen. Zum Glück gab es im Bahnhof einen Bereich in dem es eine große Anzahl an Ramen Lokalen gab und es für fast jeden Geschmack etwas zu finden gab.
Die Rückfahrt nach Kobe trat ich mit meinem Guide zusammen an. Wir nahmen einen Special Express, was eine wirklich schnelle Fahrt bedeutete, ich aber irgendwo auf der Strecke auf jeden Fall den Zug wechseln musste, sonst würde ich durch meinen Zielbahnhof einfach nur hindurch rauschen.
Nachdem ich mich von meinem Guide verabschiedet hatte, konzentrierte ich mich auf den Aspekt es Umsteigens und obwohl ich mich sehr verunsichert fühlte, schaffte ich es, ohne Probleme den Wechsel der Züge durchzuführen und zielgenau auf meinem Bahnhof in Kobe anzukommen.