Japan – Gut zu Wissen – Shimenawa Heilige Strohbänder (注連縄)

Shimenawa sind heilige Strohbänder, die man oft in Japan sieht, vor allem an Orten, die als besonders oder göttlich gelten. Das Wort „Shimenawa“ bedeutet wörtlich „abgesperrtes Seil“ und wird aus Reisstroh oder Hanf gefertigt. Es ist ein zentrales Symbol im Shintoismus, der traditionellen Religion Japans.
Die Geschichte von Shimenawa reicht weit zurück. Schon in alten Zeiten glaubten die Menschen in Japan, dass Götter (Kami) in der Natur wohnen – in Bäumen, Felsen, Bergen oder Quellen. Um diese heiligen Orte zu kennzeichnen und vor dem „Unreinen“ zu schützen, spannte man ein Shimenawa darum. So wussten alle: Dies ist ein Ort der Götter. Man darf ihn nicht achtlos betreten.

Shimenawa ist ein fester Bestandteil des Shinto-Glaubens. Es zeigt deutlich die Grenze zwischen der normalen, menschlichen Welt und der heiligen, reinen Welt der Götter. Diese Trennung ist im Shintoismus sehr wichtig, weil Reinheit eine zentrale Rolle spielt. Wer ein Shimenawa sieht, erkennt sofort: Hier beginnt etwas Besonderes, etwas Göttliches.

Auch heute sieht man Shimenawa häufig an Shinto-Schreinen, heiligen Bäumen (sogenannte shinboku), Felsen oder am Eingang zu Tempeln. Es besteht meistens aus verdrehtem Strohseil, das dick in der Mitte und dünner an den Enden ist. Typisch sind die weißen Papierstreifen (shide) in Zickzackform, die das Seil schmücken. Diese sollen die göttliche Anwesenheit anzeigen und böse Geister fernhalten.

Shimenawa findet man aber nicht nur an festen Orten. Auch tragbare Schreine (mikoshi), die bei Shinto-Festen durch die Straßen getragen werden, sind damit geschmückt. Selbst Sumo-Ringer tragen manchmal ein kleines Shimenawa um die Hüfte, wenn sie einen besonders hohen Rang erreicht haben – als Zeichen von göttlichem Schutz und spiritueller Reinheit.

Zum Jahreswechsel sieht man viele Häuser mit kleinen Shimenawa über der Eingangstür. Diese sollen Glück bringen und das neue Jahr vor bösen Einflüssen schützen. Nach Neujahr werden sie oft bei einer besonderen Zeremonie, dem Dondoyaki, rituell verbrannt, um die Götter zu ehren und das Alte loszulassen.

Shimenawa ist also viel mehr als nur ein Stück Seil. Es steht für Reinheit, Schutz, göttliche Gegenwart – und ist ein klares Zeichen für die Verbundenheit der Menschen mit der Welt der Kami. Es gehört untrennbar zum Shintoismus und macht diese Religion im Alltag sichtbar.

Man könnte sagen: Wer diesen Seilkreis betritt, überschreitet unerwünscht eine unsichtbare Schwelle in eine spirituell bedeutungsvolle Zone. Deshalb begegnet man Shimenawa oft an Orten, die besonders „rein“ gehalten werden sollen – wie etwa an uralten Bäumen, die als Sitz eines Kami (Gottheiten im Shintoismus) verehrt werden, oder am Eingang eines Schreins.

Die Quasten und Papierstreifen (shide), die am Seil hängen, verstärken den Schutz: Sie signalisieren Achtung und rufen Respekt hervor. Es ist ein stiller Hinweis, dass hier etwas Besonderes ist – Ein Überschreiten auch nicht nur it Händen ist völlig heilig unerwünscht.

Shintoismus Hinweis

Shinto ist die ursprüngliche Religion Japans. Der Begriff bedeutet so viel wie „Weg der Götter“. Im Mittelpunkt stehen die Kami – Naturgeister oder Gottheiten, die in allem wohnen können: in Bergen, Flüssen, Bäumen, Tieren oder auch in Menschen. Shinto kennt keine heilige Schrift, sondern lebt durch Rituale, Feste und Zeichen wie das Shimenawa. Reinheit, Harmonie mit der Natur und der Respekt vor dem Unsichtbaren spielen eine zentrale Rolle. Shimenawa ist dabei eines der sichtbarsten und ältesten Zeichen dieses Glaubens.