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Ich war auf dem Weg zu einem Schrein und kam am Jofukuji-Tempel vorbei. Spontan beschloss ich, ihn zu besuchen, und es wurde ein wirklich glücklicher Aufenthalt.
Ich betrat den Tempel nicht durch das berühmte rote Tor, sondern durch einen Seiteneingang und das bot mir gleich einen wirklich beeindruckenden Anblick. Wäre ich durch das Haupttor gekommen, wäre das sicher nicht so gewesen und ich weiß nicht, ob ich ein so intensiver Besucher geworden wäre.
Was mich am meisten freute, war die Tatsache, dass ich der einzige Besucher war, und ich hatte das Gefühl, dass es ein sehr schöner und entspannter Besuch war.
Etwas verwirrend war nur, dass man sehr schnell den Eindruck hatte, dass nicht intensiv restauriert wurde und manches schon sehr gelitten hat.
Ich hatte besonders bei dieser Laterne das Gefühl gehabt, es wäre nicht gepflegt worden, doch ich lernte, dass das Thema deutlich Umfangreicher war. Denn bei ihr konnte sich um einen Chōchin-obake handeln.
Das Chōchin-obake ist eine mythologische Kreatur aus der japanischen Folklore, oft als belebte Papierlaterne dargestellt. Es wird angenommen, dass diese Geister entstehen, wenn eine Laterne 100 Jahre alt wird und zum Leben erwacht. Chōchin-obake streifen nachts herum, spielen Streiche oder erschrecken diejenigen, die ihren Weg kreuzen. Diese faszinierende Folklore spiegelt den kreativen und mystischen Charakter der japanischen Tradition wider.
Schon wegen solch mysteriösen Informationen war mein Rundgang wirklich spannend und besonders auch die Dächer haben mir wieder einmal am besten gefallen. Das rote Tor hatte ich leider nicht auf dem Schirm und konnte es auch nicht sehen, was ein bisschen schade war, da es eines der wichtigsten Elemente des Tempels war.
Das Rote Tor spielte eine bemerkenswerte Rolle während des „Großen Feuers von Tenmei“ im Jahr 1788, dem größten Brand in der Geschichte Kyotos. Als sich das Feuer dem Jofuku-ji-Tempel näherte, stoppte es vor dem zinnoberroten Osttor. Der Legende nach stoppten die Tengu, Fabelwesen, die vom Kurama herabgestiegen waren, das Feuer, indem sie einen riesigen Fächer vor das Rote Tor stellten.
Der Jofukuji-Tempel wurde während der Enryaku Zeit (782-802) als Tempel der Tendai Schule erbaut und gehörte damals zu den 25 großen Tempeln in Kyoto. Später, im Jahr 1525, erhielt der Tempel von Kaiser Gokashiwabara den kaiserlichen Titel „Nenbutsu Sanmai-do“ und diente der Jodo Schule. Es wird vermutet, dass er an seinem heutigen Standort errichtet wurde.
Der Tempel besteht aus acht Gebäuden, einschließlich der Haupthalle, die von der Stadt Kyoto als materielle Kulturgüter eingestuft wurden. Besonders hervorzuheben sind der Amida Sanzon und die Fünfundzwanzig Bodhisattvas, die als wichtige Kulturgüter gelten. Die Haupthalle besteht aus zwei Gebäuden und weist einen ungewöhnlichen Stil auf, da sie in der Edo Zeit (603-1868)aufgrund von Vorschriften des 8. Shogun Yoshimune in ihrer Tiefe begrenzt wurde.
Im Inneren des Tempels befindet sich eine prächtige Sitzstatue von Amida Nyorai, dem Hauptbildnis Buddhas, die angeblich von Kaiser Gonara gestiftet wurde und in einem mit Blattgold verzierten Schrein verankert ist. Im Hojo gibt es auch eine schöne Statue von Amida Nyorai aus der Muromachi Zeit (1336–1573).
Leider konnte ich die Tempelgebäude nicht betreten, um diese wunderbaren Dinge zu sehen, aber auch nur von außen waren die Gebäude so zu genießen, dass es mich wirklich glücklich machte hierher gekommen zu sein. Deshalb fiel es mir auch schwer, das Gelände zu verlassen, um meinen Weg durch Kyoto fortzusetzen.