Bei jedem meiner Besuche in Kyoto und derer sind es schon etliche, merke ich, dass ich nur einen Bruchteil seiner Highlights kenne. Mehr durch Zufall stolperte ich in den Nishi Honganji Tempel und ich war froh ihn entdecken zu dürfen.
Ich betrat den Tempel nicht über eines seiner Haupttore, sondern über einen winzigen Nebeneingang denn jener Bereich des Tempels wurde gerade renoviert und sehr viele Bereiche waren abgesperrt.
Anfangs war ich nicht sicher, was ich zu erwarten hätte, doch trotz der vielen Baustellen und Renovierungsarbeiten, ergaben sich schon hier etliche grandiose Fotomotive. Doch als ich den Hauptplatz des Tempels erreichte, war ich über alle Maßen erstaunt, denn die Gebäude waren so riesig, dass ich nur noch staunen konnte.
Besonders eindrucksvoll wirkte auf mich die Gründerhalle die mit ihrer Länge von 62 Metern und einer Höhe von 29 Metern wirklich wuchtig daher kam. Betrachtet man die Menschen vor diesem Gebäude realisiert ich erst, wie hoch sie wirklich war.
Ich bewunderte stets über den Umstand, dass man schon vor so langer Zeit, das Gebäude wurde im Jahr 1636 errichtet, so große Bauwerke errichten konnte. Welch eine Leistung dahintersteckt, ohne die Hilfsmittel, an die wir uns heutzutage so gewöhnt haben, fand ich immer aufs neue bemerkenswert.
Mein Besuch beschränkte sich leider nur auf die Ansicht von außen. Mein Zeitfenster ließ es leider nicht zu, mir die Gebäude auch von Innen anzusehen, was ich wohl hätte machen sollen, denn die Anzahl an Besuchern war zu diesem Zeitpunkt extrem niedrig.
Trotz allem war dieser kurze Aufenthalt ein eindrucksvolles Erlebnis und bestärkte mich in der Ansicht, dass Kyoto für ein ganzes Leben, wundervolle Dinge zu Entdecken bietet.
Info zum Nishi Hongan-ji Tempel
Der Nishi Hongan-ji (西本願寺), wörtlich „Westlicher Tempel des Ursprünglichen Gelübdes“, ist ein bedeutender buddhistischer Tempel in der Stadt Kyōto und das Hauptheiligtum der Jōdo-Shinshū, der „Schule des wahren Reinen Landes“. Die Tempelanlage befindet sich im Bezirk Shimogyo und wurde im Jahr 1591 gegründet, als der mächtige Kriegsherr Toyotomi Hideyoshi der Schule Land in Kyoto zur Verfügung stellte. Die eigentlichen Ursprünge der Jodo-Shinshu-Bewegung reichen jedoch viel weiter zurück – sie gehen auf den buddhistischen Reformmönch Shinran Shonin (1173–1263) zurück, der die Lehre vom reinen Vertrauen auf das „Nembutsu“ (das Rezitieren des Namens des Buddhas Amida) als Weg zur Erlösung verbreitete.
Nishi Hongan-ji wurde bald zu einem spirituellen und organisatorischen Zentrum des Ōtani-Zweigs der Jōdo-Shinshū. Durch politische Wirren, innere Spaltungen und äußeren Druck – insbesondere während der Zeit der Tokugawa-Shogune – wurde der ursprünglich vereinte Hongan-ji in zwei Teile getrennt: den östlichen Tempel (Higashi Hongan-ji) und den westlichen, der als Nishi Hongan-ji erhalten blieb. Bis heute ist Nishi Hongan-ji der Hauptsitz der Honganji-ha, einer der größten buddhistischen Gemeinschaften Japans mit Millionen von Anhängern.
Die Hauptgottheit, die im Tempel verehrt wird, ist Amida Nyorai (阿弥陀如来), der Buddha des Unendlichen Lichts und Lebens. Amida steht im Zentrum der Jōdo-Shinshū-Lehre. Er gelobte, alle fühlenden Wesen zu retten, die aufrichtig an ihn glauben und seinen Namen rezitieren. In dieser Lehre liegt der Fokus weniger auf asketischer Praxis, sondern auf innerem Vertrauen und dem tiefen Bewusstsein der menschlichen Begrenztheit – ein revolutionärer Gedanke zur Zeit Shinrans, der Religion für alle Menschen, nicht nur für Priester oder Gelehrte, zugänglich machte.
Der Tempel selbst ist architektonisch beeindruckend. Die Goei-dō-Halle, die dem Gründer Shinran gewidmet ist, gehört zu den größten Holzgebäuden der Welt. Daneben beherbergt der Komplex zahlreiche historische Strukturen, darunter die Amida-do-Halle, Teehäuser, Gärten und Gebäude aus der Azuchi-Momoyama-Zeit, die in ihrer Gesamtheit zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Besonders bekannt sind auch die kunstvoll geschnitzten Holzarbeiten und bemalten Fusuma-Türen, die nicht nur religiösen, sondern auch künstlerischen Wert besitzen.
Heute ist Nishi Hongan-ji nicht nur ein lebendiges religiöses Zentrum mit regelmäßigen Zeremonien, Gedenkveranstaltungen und Predigten, sondern auch ein Ort des interkulturellen Austauschs und der Bildung. Der Tempel ist offen für Besucher aus aller Welt, bietet Einblicke in die japanische Form des Buddhismus und lädt dazu ein, sich mit Fragen des Lebens, des Leidens und der Hoffnung auseinanderzusetzen.
Inmitten des geschäftigen Kyoto ist Nishi Hongan-ji ein Ort der Stille, der Geschichte und der tiefen spirituellen Besinnung – ein Symbol für die Hoffnung auf Befreiung und Mitgefühl, das über die Jahrhunderte hinweg in der buddhistischen Tradition lebendig geblieben ist.
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