Die Wettervorhersage war nicht gut für den Tag. Es wurde Sturm und Regen angekündigt und bei einem Blick aus dem Fenster, schien sich diese Vorhersage wirklich zu bewahrheiten.
Mit Regen hatten wir schon unsere Erfahrungen gemacht, und wir hatten diese Tage immer recht gut überstanden; Doch der starke Wind sprach nicht wirklich dafür, heute weiter die Stadt zu erkunden. So entschieden wir uns dafür, das Museum vom Vortag zu unserem primären Ziel für diesen Tag zu machen.
Auf dem Weg dorthin prasselte der Regen unerbittlich auf unsere Regenschirm, und mir taten all die Mädchen leid, die mit Highheels und Röckchen durch dieses Wetter liefen.
An der Bushaltestelle für den Touristen-Loop-Bus hatte sich eine unerfreulich lange Schlange gebildet und es war klar, dass nicht alle Menschen in das Fahrzeug passen würden. Doch wir hatten Glück, denn wir entdeckten einen normalen Bus, der dasselbe Ziel hatte und der mit dem Tagesfahrschein benutzt werden konnte.
Wir bestiegen den Bus fast als erste und so bekamen wir einen Sitzplatz. Als die anderen Wartenden merkten, dass es auch diese Möglichkeit gab, füllte sich dieser Bus schlagartig, und die Situation war einer Sardine – Dose nicht ganz unähnlich.
Zum Glück war der Weg von der Ankunftshaltestelle bis zum Museum sehr kurz, und so waren wir dem Regenschwall nicht wirklich lange ausgesetzt.
Im Museum war schnell klar, dass nicht nur wir die Idee – diesen Tag hier zu verbringen – hatten, sondern viele andere Menschen ebenso. Doch zum Glück war es im Museum, obwohl es eher klein war, nicht so drastisch zu merken.
Wir verstauten unser Gepäck, Jacke usw., in einem der Schließfächer, packten unsere Fotoapparate und begannen den Besuch des Museums.
In diesem Museum gab es eher moderne Kunst und diverse Installationen zu sehen und, auch wenn es interessant war, blieb zu überlegen, wie man den Besuch so streckte, dass er für einen ganzen Tag reichte. So entschied ich zu versuchen, diesen Ort für vielleicht das ein oder andere, selbst komponierte, Foto zu nutzen. Dies bedeutete, ab und an mal länger, oder auch mal kürzer, zu warten, bis genau die Situation eintrat, die ich mir für mein Bild vorstellte.
Es bereitete mir wirklich Freude, und die Zeit zerrann förmlich wie im Fluge.
Irgendwann erreichten wir den Pool, den wir schon vom Vortag kannten. Doch dieses Mal befanden wir uns nicht oben am Beckenrand, sondern unten, unter der Wasserfläche.
Es war schon ein bisschen bizarr sich vorzustellen, begleitet am Boden eines Pools entlang zu spazieren, ohne nass zu werden. Doch mehr Freude bereiteten mir die anderen Besucher, die versuchten, möglichst lustige Fotos zu machen, in dem sie posierten, oder begannen, eine Beckenrand – Leiter hinauf zu klettern.
Mit diesem Besuch hatten wir die ersten 50% des Museums gesehen, und die Speicherkarte meiner Kamera war voll. Nicht, dass ich übermäßig viele Bilder gemacht hätte, was auch möglich gewesen wäre, doch in diesem Fall hatte ich schlicht vergessen, die Bilder vom Vortag zu löschen. Diese befanden sich nämlich schon sicher auf meinen Festplatten.
Ich ging also zu den Schließfächern, öffnete das meinige und es war… leer.
Welcher Schock mir durch die Glieder schoss, kann sich kaum jemand vorstellen. Ein Schauer von heiß und kalt schoss mir durch die Glieder und ein bisschen Panik breitete sich aus.
Ich konnte noch so intensiv in den Schrank schauen, er war leer. Auch der Vergleich meines Schlüssels mit dem Schrank ließ keinen Zweifel aufkommen, dass es tatsächlich der meinige war. In meiner Panik hatte ich keine Idee, was ich machen sollte.
Während ich mit meinen Gefühlen kämpfte, fiel mein Blick auf das Schließfach neben dem meinen. Es sei hier erwähnt, dass die Türen aus Plexiglas war. Dort entdeckte ich etwas, das aussah wie meine Sachen . Tatsächlich stellte sich heraus, dass sich meine Sachen im Nachbarschließfach befanden.
Was war passiert? … Ich hatte einfach in meiner Schusseligkeit ein leeres Fach verschlossen, anstatt das meinige!
Mein Schreck ließ langsam nach und mir schoss sogleich durch den Kopf, wie dieses Abenteuer in anderen Ländern ausgegangen wäre. Ich vermute, dass die Chancen auf solch einen Ausgang wohl nur in wenigen Ländern möglich ist. Japan ist in solchen Sachen wirklich als sehr sicher zu betrachten.
Es war mittlerweile Mittagszeit und wir hatten auch etwas Hunger. Draußen strömte noch der Regen und so entschieden wir uns, unser Mahl im Museums-eigenen Restaurant einzunehmen.
Für einen akzeptablen Preis, nach Japanischen Maßstäben, konnte man ein Buffet aufsuchen und bekam noch einen Hauptgang serviert. Das Buffet erwies sich als herrlich abwechslungsreich und extrem schmackhaft. Der Hauptgang war zwar auch gut, doch mit dem Angebot des Buffets konnte er nicht mithalten.
Während des Essens konnten wir durch große Glasscheiben nach draußen schauen und einen Tanz der Regenschirme beobachten. Nun war wirklich klar, dass der einzig richtige Platz – für diesen Tag – das Museum war, wenngleich es uns im Herzen massiv schmerzte, dass wir nicht mehr von der Stadt sehen konnten, denn mit diesem Tag endete unsere Zeit in Kanazawa auch schon.
Nach dem Essen ging es wieder ins Museum, und wir betrachteten die nächsten Exponate und Installationen.
Wir hatten gerade einen der Räume betreten, als es eine große Aufregung gab.
In diesem Raum hing eine große Stoff-Fläche und es lag ein Gebilde, welches wie verrostetes Eisen aussah. Einer Besucherin reichte es wohl nicht, die Exponate anzusehen, sondern sie berührte, sich über die Absperrung hinweg lehnend, die „Eisen“ – Skulptur.
Ihr Finger hatte das Objekt ihrer Begierde gerade berührt, als schon eine der Aufsichtspersonen heran gespurtet kam, und sie höflich, aber nachdrücklich, aufforderte, dies zu unterlassen. Gleichzeitig rief sie eine Zentrale an, die sogleich jemand sendete, um einen möglichen Schaden zu betrachten.
Die Frau wurde nun höflich gebeten, dem Personal zu folgen und die Skulptur wurde ausgiebig begutachtet und fotografiert, um etwaige Schäden festzuhalten oder zu ermitteln.
Diesen Ausflug wird diese Frau auf keinen Fall mehr vergessen, und es wird sie wohl in Zukunft veranlassen, solch einem Verlangen nicht nochmals nachzugeben.
Wir wiederum setzten unseren Weg fort und genossen den Aufenthalt.
Was mich persönlich freute, war die Tatsache, dass wir fotografieren durften. Jedoch hieß es bei jedem neuen Raum zu prüfen, ob dort geknipst werden durfte oder nicht. Manches Mal war das Infoschild „Fotografieverbot“ so klein, dass es einem durchaus schnell durch gehen konnte. Doch wir durchschifften diese Widrigkeiten, ohne in die Falle zu tappen. Wir hatten nämlich keine Lust, solchen einen Aufstand auszulösen, wie es die Frau mit ihrer Skulptur – Berührung erfahren hatte.
Wir gaben uns wirklich Mühe, uns langsam durch das Museum zu arbeiten, doch es war nun wirklich nicht sehr groß und so erreichten wir alsbald das Ende. Zum Glück entdeckten wir im Eintritts – freien Bereich weitere kleinere Ausstellungen, und so ließ sich der Besuch noch etwas ausdehnen.
Auf diese Weise schafften wir es, tatsächlich den gesamten Tag in diesem Gebäude zu verbringen, ohne dass wir uns langweilen bzw. uns die Zeit lang vorkam.
Nun, am Abend, hatte es auch aufgehört zu regnen, doch es legte sich auch das Tuch der Nacht über die Stadt, und so ließen wir den Tag mit einem kleinen Streifzug durch das dem Hauptbahnhof angeschlossene Shopping-Center ausklingen.
Bei dem leeren Schließfach hätte ich auch einen riesen Schreck bekommen. Was für ein Glück, dass die Türen durchsichtig waren … ich glaube, sonst wärst Du nie auf die Idee gekommen, in den Nachbarfächern zu schauen …
Schade, dass Regen war. Ich hoffe, in den nächsten Tagen habet Ihr wieder schönes Wetter.
Der Regen taucht zumeist auf, wenn wir uns etwas ansehen wollen. An den Reisetagen oder wenn ich mich mal Ausruhen will, scheint die Sonne 🙂 … so ist das leider.
.. Danke