Norwegen – Abenteuer Angeln auf dem Meer

Ich war ganz weit oben im Norden, in Norwegen – auf den Lofoten. Dort sind die Berge riesig und schießen direkt aus dem Meer wie schlafende Riesen. Die Sonne geht im Sommer fast nie unter, und alles sieht ein bisschen aus wie in einem Märchen.

Ich wohnte in einer kleinen Fischerhütte, fing mir meinen eigenen Fisch, briet ihn über dem Feuer und schlief mit dem Rauschen der Wellen ein. Alles war ruhig. Einfach. Wunderschön. Doch eines Nachts… wurde es richtig abenteuerlich.

Ein Mädchen aus Südafrika und ich hatten eine (damals) supertolle Idee:
Mitten in der Nacht wollten wir zum Angeln rausfahren – mit einem kleinen Ruderboot!
Die Sonne stand noch am Himmel, obwohl es schon fast Mitternacht war – wie verhext!
Der Steg war vom Wasser überspült, also mussten wir über Pfützen balancieren und uns irgendwie ins schaukelnde Boot setzen, ohne reinzufallen.

Wir lachten, waren aufgeregt und ein bisschen stolz. Sie angelte, ich ruderte, und alles war friedlich.
Aber in Norwegen bleibt das Meer nie lange ruhig.

Ganz langsam – fast unbemerkt – trieb uns die Strömung ab.
Immer weiter hinaus.
Die Berge am Ufer wurden kleiner, dann nur noch Striche am Horizont.
Wir versuchten, zurückzurudern – ich so fest ich konnte. Aber das Boot wollte nicht zurück!

Das Mädchen schaute mich an – tapfer, aber ich sah es in ihren Augen: Panik.

Ich versuchte ruhig zu klingen:
„Alles gut … wir schaffen das … ist nur ein bisschen weiter …“
Aber in meinem Kopf hörte ich schon: „Tagebuchfund auf hoher See – hier spricht der letzte Matrose …“

Und dann – wie aus einem Abenteuerfilm – tauchte ein Licht auf.
Ein Boot!
Ein echtes Boot!
Es kam direkt auf uns zu!

Es war der Herbergsvater. Er hatte alles von Anfang an beobachtet, sich wohl gedacht: „Diese zwei sind gleich fällig!“, und war losgedüst, um uns zu retten.

Doch bevor er uns in den Hafen schleppte, ließ er uns spüren, was wir da angestellt hatten.
Die See war plötzlich wild, das Boot sprang auf den Wellen wie ein buckliges Rodeopferd. Ich hielt mich fest, das Mädchen hielt die Angel fest – und keiner wusste, ob wir lachen oder schreien sollten.

Aber am Ende…
wurden wir gerettet.
Klatschnass. Durchgepustet. Und etwas blass um die Nase.
Zurück am Hafen warteten schon ein paar andere Gäste – und sie lachten laut, als sie uns sahen.

„Na, schön geangelt – oder gleich den Nordpol gesucht?“
„Schon den Weg nach Grönland geübt?“
Wir grinsten nur. Und waren einfach nur froh, wieder an Land zu sein.

Seitdem frage ich mich manchmal:
Wie weit wären wir wohl gekommen, wenn uns niemand gesehen hätte?

Aber weil ein kluger Herbergsvater zur richtigen Zeit hinschaute – und das Meer uns noch mal verschonte – wurde aus dem Ganzen eine richtig gute Geschichte.

Und keine Nachrichtensendung.