Ich bin von Kyoto in den Norden Japans gefahren. Das bedeutete eine lange Fahrt mit dem Shinkansen und eine Reise in ein schneereiches Gebiet. Ich hatte schon oft Bilder vom Ginzan Onsen gesehen und da es mir gefiel, hatte ich die Idee, dort einige Zeit zu verbringen. Leider war die Anreise etwas zu umständlich und so wurde es von der Liste gestrichen.
Als Ersatz ging ich nach Tendo und dort in einen Onsen. Zum Glück liegt Tendo nicht weit vom Ginzan Onsen entfernt. So hatte ich die Hoffnung, auch den Ginzan Onsen besuchen zu können. Dieser Wunsch wurde mir tatsächlich erfüllt. Etwas traurig war nur, dass das Ganze wie ein Standardausflug organisiert war und somit nicht wirklich viel Zeit für den Aufenthalt blieb. Die Hin- und Rückfahrt nahm mehr Zeit in Anspruch. Trotzdem habe ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
Eigentlich ist die Gegend in und um Tendo auch eine schneereiche Region, aber diesmal war es nicht so intensiv. Selbst die Einheimischen waren erstaunt, wie wenig Schnee es im Moment gab. Doch als ich mit dem Bus in Richtung Ginzan Onsen fuhr, nahm die Schneemenge deutlich zu, aber auch da war es noch weit von der Standart Schnee Menge entfernt.
Die Busfahrt dauerte etwa eine Stunde und der Blick aus dem Fenster war durchaus oft spannend. Vom Sitzen her war es nicht so bequem. Ich war am Ende sehr froh, als ich endlich aussteigen konnte.
Der Bus hatte etwa 1 km vor dem Onsen angehalten. Der Weg führte mich über die Zufahrtsstraße vom Berghang hinunter in das Tal, in dem ein Fluss und das Onsen befanden.
Ginzan Onsen ist ein historisches Onsen in der Präfektur Yamagata. Es befindet sich in dem abgelegenen Dorf Obanazawa und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die bis ins 17. Jahrhundert reicht. Der Name „Ginzan“ bedeutet „Silberberg“, und der Onsen erhielt seinen Namen aufgrund der Silberminen, die einst in der Umgebung betrieben wurden.
Die Geschichte des Ginzan Onsen beginnt 1454, als in der Gegend Silbererz entdeckt wurde. Die Silberminen wurden im Laufe der Zeit ausgebaut und erreichten ihre Blütezeit im 16. und 17. Jahrhundert. Während dieser Zeit wurde der Ginzan Onsen als Badeort für die Bergleute und die lokale Bevölkerung genutzt. Das Wasser der Onsen galt als heilend und reich an Mineralien.
Im 19. Jahrhundert erlebte Ginzan Onsen einen Niedergang, als die Silberminen aufgrund des sinkenden Silberpreises geschlossen wurden. Der Ort geriet in Vergessenheit und verfiel langsam. Erst in den 1980er Jahren wurde das Dorf wiederentdeckt und es wurden Anstrengungen unternommen, es zu restaurieren und als Touristenattraktion zu entwickeln.
Heute ist Ginzan Onsen ein beliebtes Ziel für Touristen, die die traditionelle Atmosphäre und Architektur Japans erleben möchten. Die Gebäude in Ginzan Onsen sind im traditionellen japanischen Stil gebaut und erstrecken sich entlang des Flusses, der durch das Dorf fließt. Die meisten Gebäude stammen aus der Meiji-Zeit (1868-1912) und wurden liebevoll restauriert.
Das Onsen selbst besteht aus mehreren öffentlichen Badehäusern, die von den Besuchern genutzt werden können. Das warme, mineralhaltige Wasser und die idyllische Umgebung machen das Baden zu einem entspannenden Erlebnis. Die engen Gassen, die von Laternen beleuchtet werden, verleihen Ginzan Onsen besonders nachts eine nostalgische und romantische Atmosphäre.
In den letzten Jahren wurde Ginzan Onsen auch international bekannt, da er als Drehort für die beliebte japanische Fernsehserie „Oshin“ diente. Dies hat dazu beigetragen, den Onsen noch bekannter zu machen und die Zahl der ausländischen Touristen zu erhöhen.
Als ich am Fluss ankam, musste ich mich dem Touristenstrom stellen. Trotz der Menschenmassen konnte ich den Ort trotzdem genießen. Nur die kurze Zeit meines Aufenthaltes von 45 Minuten war für mich eine Herausforderung und am Ende war es wirklich doch sehr schön mich für diesen Ausflug entschieden zu haben.
Aber es war besonders schön, dass sich mein Besuch langsam in die blaue Stunde ausdehnte und die Stimmung immer romantischer wurde. Für meine Fotos musste ich mich etwas anstrengen, denn es gab viele verschiedene Motive, die meine Wünsche erfüllten. Die vielen Besucher stellten jedoch eine Herausforderung dar, aber am Ende hatte ich das Gefühl, dass es mir gelungen war, ein paar schöne Erinnerungen einzufangen.
Als ich mich auf den Weg zurück zum Bus machte, stieg ein wenig Panik in mir auf, denn ich hatte mir nicht wirklich gemerkt, wo der Bus geparkt hatte. So lief ich weiter und mit jedem Schritt wurde ich unsicherer, da ich immer weniger das Gefühl hatte, auf dem richtigen Weg zu sein.
Es dauerte eine ganze Weile, bis mir die Panik aus den Händen fiel, weil ich doch noch den Bus entdeckte. Zum Glück war ich früh genug zurück, um niemanden in Schwierigkeiten zu bringen, denn ich hatte eine panische Erinnerung an eine meiner Reisen nach Neuseeland im Kopf, wo der Bus ohne mich losgefahren war und es eine große persönliche Herausforderung für mich gewesen war, den Bus wieder zu erreichen und mein Gepäck nicht zu verlieren.
Jetzt konnte ich ganz entspannt zurückfahren und war mir aber auch sicher, dass dieser Fahrer mich auf keinen Fall zurückgelassen hätte, auch wenn ich keine wirkliche Ahnung hatte, wie er mich gefunden hätte.